zum Hauptinhalt

Brandenburg: Krisen-Training für Gefängis-Wärter

Mitarbeiter von Justizvollzugsanstalten werden für gefährliche Situationen geschult

Stand:

Brandenburg/Havel - Ein Häftling randaliert in seiner Zelle, schreit und tritt gegen die Tür. Er greift das Personal an und wehrt sich heftig. Um solche Krisensituationen professionell in den Griff zu bekommen, werden ab sofort in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Brandenburg/Havel spezielle Einsatzgruppen ausgebildet. Die ersten so genannten Trainer sind am Montag in der JVA von Justizministerin Beate Blechinger (CDU) zum Ausbildungsbeginn begrüßt worden.

Sie sollen in den kommenden sechs Wochen in Selbstverteidigungs-, Sicherheits- sowie Gesprächstechniken geschult werden, um später die Mitglieder der Einsatzgruppen ausbilden zu können. Nach Angaben des Ministeriums sind bisher 16 Einsatztrainer und 48 Gruppenmitglieder von den Leitern der Justizvollzugsanstalten bestellt worden. Einer der künftigen Trainer ist ein 31-Jähriger, der in der JVA Wulkow (Ostprignitz-Ruppin) arbeitet und seinen Namen nicht nennen wollte. „Es wird ein sicheres Gefühl für die Beamten in den Anstalten sein“, lautet seine Einschätzung. Blechinger sagt: „Wir überlegen ständig, wie wir die Sicherheit erhöhen können.“ Für gefährliche Situationen im Gefängnis seien „besonders gut ausgebildete Bedienstete“ nötig. Zwar sei auch bisher Personal zusammengerufen worden, wenn eine Situation eskalierte - etwa bei randalierenden oder kurz vor einem Suizid stehenden Häftlingen.

Neu sei, dass es künftig speziell geschulte Mitarbeiter in den Haftanstalten gibt, die alarmiert werden könnten, sagte der Leiter der Dienstleistungsabteilung Justizvollzug, Klaudius Leinkauf. Pro Gefängnis sollten das 20 Prozent der Beschäftigten sein, die natürlich daneben weiterhin ihren normalen Dienst tun. Ausgestattet seien sie unter anderem mit Schutzkleidung, Helm und „allenfalls mit einem Schlagstock“.

Die Bediensteten, die sich freiwillig gemeldet hätten, würden von den ausgebildeten Trainern in insgesamt drei Kursen ab Mitte Oktober geschult. Die Trainer würden darüber dazu kontinuierlich zwei Stunden pro Woche weitergebildet, sagte Leinkauf. Der erste Kurs, der bis Februar 2007 dauere, koste 40 000 Euro. Die Idee stamme aus Österreich, wo es durch den Einsatz solcher Gruppen 80 Prozent weniger Verletzungen auf Seiten der Bediensteten und der Häftlinge in Krisensituationen gebe, erklärte der Abteilungsleiter Strafvollzug im Ministerium, Manfred Koldehoff.

Erfahrungen gibt es laut Blechinger bereits auch in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums sieben Gefängnisse: in Cottbus, Luckau, Wriezen, Frankfurt (Oder), Spremberg, Brandenburg/Havel und Wulkow. Die Situation werde für die Mitarbeiter in einigen Jahren angespannter, denn bis 2001 sollen laut Ministerium 150 Stellen wegfallen.

Leticia Witte

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })