Brandenburg: Kritik an KZ-Gedenkfeier
Essensmarken für Ex-Häftlinge, Polit-Prominenz tafelte
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Potsdam - Nach der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung des früheren Konzentrationslagers Ravensbrück in Fürstenberg (Oberhavel) am Sonntag vor einer Woche gibt es massive Kritik am Umgang mit ehemaligen Häftlingen. Auch Brandenburgs Landesregierung ist irritiert, Regierungsmitglieder reagierten nach PNN-Informationen fassungslos über das fehlende Fingerspitzengefühl.
Konkret geht es um ein Imbissangebot im „Zelt der Begegnung“ für alle Besucher auf dem Gelände des früheren KZ. Die Überlebenden des NS-Terrors und deren Angehörige hatten Essensmarken erhalten und mussten an nicht gedeckten Holztischen Suppen aus Plastikgeschirr essen. Für die Ehrengäste, die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, sowie die polnische Präsidentengattin Anna Komorowska, gab es eine gedeckte Tafel mit Porzellan und Kellnern.
Ehrenamtliche Helfer werfen den Verantwortlichen für die Gedenkfeier, der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten einen unsensiblen Umgang mit den rund 90 ehemaligen Häftlingen vor – zumal für die diesjährigen Gedenkfeiern angekündigt war, dass die Zeitzeugen wohl letztmalig in einem solch größeren Rahmen die historischen Ort noch einmal besuchen. Eine Betreuerin, die sich um eine Gruppe Ex-Häftlinge aus Polen kümmerte, bezeichnete im „Spiegel“ die Organisation der Gedenkfeier als zynisch, andere nannten die Szenerie beschämend und „ziemlich bitter“, wo doch den Überlebenden ein „Zeichen von Respekt und Würde“ gegeben werden sollte.
Stiftungsdirektor bestätigte die unterschiedliche Bewirtung und räumte ein: „Das war kein gutes Zeichen.“ Er verwies aber auch auf Protokollwünsche einiger Gäste. Bei der Vorbereitung waren demnach 20 Protokollvertreter – von Bund, Brandenburg und Polen – dabei. Das Bundespräsidialamt will die Stiftung nur gebeten haben, einen Tisch zu reservieren, an dem Schadt Überlebende trifft. Ein Sprecher des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums sagte den PNN am Sonntag: „Für uns stehen die Überlebenden bei solchen Veranstaltungen grundsätzlich im Mittelpunkt.“ Für das Abendessen mit 400 ehemaligen KZ- Insassen und deren Angehörigen habe die Landesregierung in Rheinsberg einen „würdigen Rahmen“ gefunden.axf
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