Brandenburg: Land will eigene Sulfat-Studie vorlegen
Einschätzung des Bergbausanierers LMBV wird kritisch bewertet. Grüne: Regierung verschenkt Zeit
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Frankfurt (Oder)/Potsdam - Im Fall der gefährdeten Trinkwasserversorgung für rund 65 000 Menschen im Raum Frankfurt (Oder) wegen steigender Sulfatwerte in der Spree wollen die Länder Berlin und Brandenburg dem Gutachten des Bergbausanierers LMBV eine eigene Studie entgegensetzen. Das geht aus einer Antwort der rot-roten Landesregierung Brandenburgs auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Heide Schinowsky hervor. Die Bewertung des Gutachtens durch die bundeseigene LMBV werde „von der Landesregierung kritisch bewertet“, heißt es in der Antwort. Deshalb werde die Initiative Berlins, „ein neues Gutachten zur Vorhersage der Sulfatkonzentrationen in der Spree erstellen zu lassen“, unterstützt.
Wie berichtet verweigert die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) auf Grundlage ihrer eigenen Untersuchung die finanzielle Beteiligung an einer Sofortmaßnahme zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung durch das Wasserwerk Briesen. Notwendig ist diese aus Sicht der für Versorgung zuständigen Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA), weil sich der Sulfatwert in der Spree jüngst so sehr erhöht habe, dass die Einhaltung des Grenzwertes für Sulfat im Trinkwasser von 250 Milligramm pro Liter möglicherweise bereits im Herbst nicht mehr gesichert werden kann. Das hätten zumindest Hydrologen berechnet.
Zuletzt war der Sulfatgehalt des Spreewassers am Wasserwerk laut der FWA von 250 Milligramm im Jahr 2012 auf 316 Milligramm gestiegen. Dem Versorger zufolge werden für die Aufbereitung des Frankfurter Trinkwassers in Briesen 60 Prozent Spreewasser und 40 Prozent unbelastetes Grundwasser aus dortigen Vorkommen verwendet. Ein Erhöhung des Grundwasseranteils sei rechtlich ohne Weiteres nicht möglich, heißt es.
Problematisch ist zu viel Sulfat im Trinkwasser, weil es zu Erbrechen und Durchfall führen kann und die Korrosion von Leitungen und Beton befördert. Allerdings stellt sich die abführende Wirkung von Sulfat bei gesunden Menschen erst ab einem Wert von 500 Milligramm pro Liter ein. Für die steigenden Werte verantwortlich gemacht wird die aktuelle und frühere Braunkohleförderung in der Lausitz. Dementsprechend fordert FWA-Geschäftsführer Gerd Weber von den Verantwortlichen eine finanzielle Beteiligung an der Sofortmaßnahme. Für rund 6,2 Millionen Euro will die FWA so schnell wie möglich Grundwasservorkommen im rund 20 Kilometer entfernten Müllrose anzapfen. Dafür aber müsste das dortige Wasserwerk umgebaut und eine Fernleitung nach Briesen gelegt werden. Anders als die LMBV haben der schwedische Staatskonzern Vattenfall und das Land Brandenburg bereits ihre Beteiligung zugesagt.
Heide Schinowsky allerdings wirft Brandenburgs Landesregierung vor, kostbare Zeit zu vergeuden. „Die Landesregierung darf nicht warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Es liegt ein tragfähiges Konzept der Wasserwerke zur Eindämmung der Sulfatbelastung vor“, so die energiepolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Temporäre Ausnahmegenehmigungen, wie sie die Landesregierung im Falle einer Grenzwertüberschreitung in ihrer Antwort außerdem in Aussicht stelle, seien zudem „keine ernst zu nehmende Option“.
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