Brandenburg: Länder dürfen nicht um Lehrer werben
Berlin/Potsdam - „Sehr guten Morgen, Frau Lehrerin“ – mit solchen Plakaten am Potsdamer Hauptbahnhof und in Berliner U-Bahnhöfen versuchte Baden-Württemberg wochenlang, in Brandenburg-Berlin Lehrkräfte abzuwerben. Damit ist jetzt Schluss.
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Berlin/Potsdam - „Sehr guten Morgen, Frau Lehrerin“ – mit solchen Plakaten am Potsdamer Hauptbahnhof und in Berliner U-Bahnhöfen versuchte Baden-Württemberg wochenlang, in Brandenburg-Berlin Lehrkräfte abzuwerben. Damit ist jetzt Schluss. Die Kultus- und Bildungsministerkonferenz der Länder beschloss am Donnerstagabend in Berlin, zu „gezielten Werbe- und Informationsmaßnahmen“ dürfe ein Land in einem anderen Land nur dann greifen, wenn dieses Land damit einverstanden ist.
Hintergrund ist der Lehrermangel in vielen Bundesländern. Finanziell besser gestellte Länder wie Baden-Württemberg, Hessen oder Hamburg bemühen sich, Lehrer aus dem Rest der Republik abzuwerben. Allerdings lockten sie nicht nur auf Plakaten mit braven Schülern, sondern vor allem mit besseren Gehältern und dem Beamtenstatus, den Berlin nicht bietet und Brandenburg nur deshalb weiter verleiht, weil die reicheren Südländer damit werben – mit Erfolg.
Doch hier konnte sich Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) nicht durchsetzen. Sein Vorschlag, die Länder sollten in der Lehrerbesoldung ein „unangemessenes Vergütungsgefälle“ vermeiden, um „hochwertige Bildungsangebote“ in allen Ländern zu sichern, fand keine Zustimmung. Enttäuscht teilt Zöllner jetzt mit: „Zu einem fairen Wettbewerb gehört auch, dass reichere Bundesländer gegenüber ärmeren Bundesländern nicht die Karte der höheren Besoldung wie einen Joker spielen, den nur sie im Ärmel haben“. Zöllner verweist auch darauf, dass Länder wie Berlin und auch Brandenburg die viele Lehrerinnen und Lehrer ausbilden, damit anderen Ländern beim Sparen helfen und deshalb auch gerecht behandelt werden sollten. In Brandenburg werden Lehrer ausschließlich an der Uni Potsdam ausgebildet. Im Land müssen in den kommenden Jahren mehr als 550 Lehrer pro Jahr neu eingestellt werden, zumeist weil viele Pädagogen in den Ruhestand gehen – Brandenburgs Lehrerschaft gilt als überaltert. Zudem mangelt es, wie im Erzieherbereich auch, an männlichen Pädagogen.
Allerdings beschlossen die Kultusminister auf Zöllners Initiative hin, auszurechnen, welchen Lehrerbedarf sie jeweils zwischen 2010 und 2020 haben. Mit den Hochschulen sollen Vereinbarungen über eine den eigenen Bedarf deckende Kapazität von Studienplätzen getroffen werden. Berlin hat Zöllner zufolge die Zahl der Studienplätze bereits so erhöht, dass jährlich künftig 1000 angehende Lehrer die Unis verlassen. Die Hochschulen aller Länder sollen auch die Zahl der Lehramtsstudienabbrecher, besonders in Mathematik, Technik und in den Naturwissenschaften senken. Außerdem wollen die Länder „Maßnahmen zur Stärkung der Lehrerbildung“ an den Hochschulen ergreifen. SPD und Linke in Berlin liebäugeln bereits mit einem zentralen Lehrerbildungszentrum. akü
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