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In der Abendsonne sehen selbst Stromleitungen wunderschön aus. Der Ausbau des Hochspannungsnetzes ist ein Hauptthema der kommenden Jahre.

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Erneuerbare Energien: Lange Leitung gegen den Kollaps

2.100 Kilometer neue Stromleitungen in Brandenburg nötig - Netzausbau soll mittelfristig durch Einsatz von Speichertechnologien begrenzt werden

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Potsdam - Brandenburgs Stromnetze müssen einer Studie zufolge für die Nutzung erneuerbarer Energien deutlich erweitert werden. Bis zum Jahr 2020 seien etwa 600 Kilometer 380-Kilovolt-Fernleitungen und 1.500 Kilometer Leitungen im 110-Kilovolt-Verteilernetz erforderlich, sagte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) am Montag in Potsdam bei der Vorstellung der Studie. Die Kosten dafür betrügen zwei Milliarden Euro.
Eine Energieversorgung überwiegend aus erneuerbaren Quellen bedeute „eine gewaltige Herausforderung insbesondere für den Netzbetrieb“, sagte Christoffers. In den kommenden Jahren würden in Brandenburg bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien - vor allem aus Wind- und Solarenergie - große Zuwächse erwartet. Strom aus Windkraft werde sich bis 2020 mit 9.376 Megawatt gegenüber dem laufenden Jahr mehr als verdoppeln, sagte der Energieexperte der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU), Klaus Pfeiffer. Insbesondere in den Kreisen Prignitz, Uckermark, Elbe-Elster und Barnim sei mit „einer sehr starken Leistungsentwicklung“ zu rechnen.
„Es nützt nichts, erneuerbare Energie flächendeckend zu erzeugen, wenn der Strom nicht abgeleitet oder gespeichert werden kann“, sagte Christoffers. Die Studie thematisiere deshalb auch Möglichkeiten, den Netzausbau durch Energiespeicherung zu reduzieren. „Ziel muss es sein, mittelfristig den Ausbau durch den Einsatz von Speichertechnologien zu begrenzen“, sagte der Minister. Um den Strom genau dann freizugeben, wenn das Netz es vertrage, müssten aber noch die passenden „energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ gefunden werden, sagte Pfeiffer.
Die Kosten für den Netzausbau der 110-Kilovolt-Leitungen sollten bundesweit umgelegt werden, forderte Christoffers. Es könne nicht sein, dass jene Regionen erhöhte Strompreise hinnehmen müssten, die am meisten erneuerbare Energien einsetzten. Das würde dazu führen, dass in Brandenburg bis 2020 mit einem Anstieg des Strompreises um ein bis zwei Cent je Kilowattstunde zu rechnen wäre.
Die Studie zur Netzintegration in Brandenburg wurde seit Ende 2009 im Auftrag des Ministeriums von der BTU gemeinsam mit allen Netzbetreibern des Landes erarbeitet. Sie baut auf einer Untersuchung aus dem Jahr 2008 auf, die die Solarenergie sowie jüngste energiepolitische und technologische Rahmenbedingungen noch nicht ausreichend berücksichtigte, wie Pfeiffer sagte. dapd

Sandra Hottenrott

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