Brandenburg: Lasagne mit Pferdefleisch auch in Brandenburg Drei Großlager sind beliefert worden.
Berlin ist sehr wahrscheinlich auch betroffen
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Potsdam - Der Skandal um Pferdefleisch in Nahrungsmitteln hat die Hauptstadtregion erreicht. Drei Warenlager sind in Brandenburg nach bisherigen Erkenntnissen über einen Großhändler mit Lasagne mit nicht ausgezeichnetem Pferdefleisch beliefert worden. 22 518 Packungen Tiefkühl-Lasagne Bolognese seien vorsorglich sichergestellt worden, teilte das Verbraucherschutzministerium am Donnerstag mit. Auch Berliner Supermärkte seien sehr wahrscheinlich mit Pferdefleisch-Lasagne beliefert worden, teilte Berlins Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU) mit. Konkrete Zahlen liegen nicht vor, Heilmanns Angaben zufolge hatten die Händler nach einem Hinweis des Herstellers die verdächtigen Waren bereits am 6. Februar zurückgezogen. Es sei nicht auszuschließen, dass die Tiefkühlkost von Kunden bereits vor dem Stichtag gekauft und eingelagert worden sei.
Die sichergestellten Produkte in Brandenburg waren über einen Großhändler in Nordrhein-Westfalen geliefert worden. Bisher gibt es den Angaben zufolge keinen Hinweis darauf, dass entsprechende Ware in den Handel gekommen ist. Eine Probe sollte im Laufe des Tages im Landeslabor Berlin-Brandenburg entnommen werden. Mit dem Ergebnis sei bis Ende kommender Woche zu rechnen, hieß es.
Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Anita Tack (Linke) kritisierte die offenbar großangelegte Verbrauchertäuschung aufs Schärfste. „Warenwege müssen für Verbraucher ebenso transparent sein wie Inhaltsstoffe“, betonte sie. Verbraucher sollten vorrangig regionale Produkte kaufen, bei denen die Herkunft nachvollziehbar sei. Heilmann rief zur Wachsamkeit auf und verwies darauf, dass verdächtige Lasagne von den Händlern zurückgenommen werde. „Falsche Etikettierung ist Betrug am Verbraucher“, sagte er.
Die Verbraucherzentrale Brandenburg rechnet auch in Deutschland mit einem größeren Skandal. Bisher sei noch nicht geklärt, ob auch hierzulande Pferdefleisch ins Essen geschummelt wurde. In Großbritannien war mit Antibiotika verseuchtes Pferdefleisch in Lebensmitteln entdeckt worden, sagte Ernährungsexpertin Heidrun Franke. Allein der Fakt, dass der Pferdefleischanteil nicht angegeben wurde, deute auf kriminelle Energien hin. Die Vermutung liege nahe, dass mehr dahinter stecke als Etikettenschwindel, da die Beisetzung von gesundem Pferdefleisch, ohne dies kenntlich zu machen, nicht wirtschaftlich sei. „Pferdefleisch per se ist nicht ungesund, sondern im Gegenteil eine hochwertige Fleischart“, erläuterte die Ernährungsexpertin.
Verantwortlich sei die industrielle Tierproduktion mit ihren unübersichtlichen Produktionsprozessen, kritisierte der Verbraucherschutz-Experte der Grünen in Brandenburg, Michael Jungclaus. Die Herkunft der Produkte könne nicht nachvollzogen werden. Auch in Brandenburg sei mehr Transparenz gefordert, etwa durch die Veröffentlichung von Lebensmittelkontrollen.
Statt neben jede Tiefkühltruhe einen Kontrolleur zu stellen, müsse sich der Berliner Senat für eine genaue Etikettierung und Dokumentation der Produktionskette einsetzen, forderte der Verbraucherschutz-Experte der Grünen im Abgeordnetenhaus, Turgut Altug. Das Anordnen verstärkter Kontrollen durch Verbraucherschutzsenator Heilmann reiche nicht aus und sei „symbolischer Aktionismus“. dapd/dpa
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