Brandenburg: Lehrer gesucht: 700 Berliner Bewerbungen Bildungsministerium zufrieden mit Resonanz auf bundesweite Werbekampagne/Senat noch gelassen
Potsdam - Brandenburgs Lehrer-Abwerbekampagne zeigt Wirkung, besonders in Berlin. Darauf deutet die Flut von Anfragen aus der Hauptstadt hin, die im Potsdamer Bildungsministerium und in den Schulämtern eingingen, nachdem das Land seit März bundesweit und gezielt in Berlin die Werbetrommel für Lehrer rührt.
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Potsdam - Brandenburgs Lehrer-Abwerbekampagne zeigt Wirkung, besonders in Berlin. Darauf deutet die Flut von Anfragen aus der Hauptstadt hin, die im Potsdamer Bildungsministerium und in den Schulämtern eingingen, nachdem das Land seit März bundesweit und gezielt in Berlin die Werbetrommel für Lehrer rührt. Das rot-rot regierte Brandenburg lockt dabei offensiv mit dem Beamtenstatus, den der Berliner SPD/Linke-Senat etwa neu eingestellten Pädagogen verwehrt. „Die Resonanz auf die Einstellungsoffensive ist erfreulich groß. Wir sind sehr zufrieden“, sagte Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp am Montag den PNN. „Es gibt bisher 1448 Bewerbungen, davon die Hälfte aus Berlin“. Allein seit Veröffentlichung von Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen Ende März seien „300 Bewerbungen“ eingegangen. Jungkamp zeigte sich zuversichtlich, dass Brandenburg aus dem Bewerberpool die 450 Pädagogen findet, die zum neuen Schuljahr 2010/2011 ab Herbst eingestellt werden sollen.
Entgegen vorherigen Befürchtungen konzentriert sich das Interesse nicht allein auf den Berliner Speckgürtel. Dort ist es aber besonders groß: Auf 145 benötigte Stellen im Schulamt Brandenburg an der Havel, zuständig für das südliche und westliche Umland samt Potsdam, kommen 700 Bewerbungen. Trotzdem sind es im Schulamt Perleberg für 150 Stellen immerhin 250 Bewerbungen, im Schulamt Wünsdorf auf 58 Stellen immerhin 360 Bewerbungen.
Ob Brandenburg Berlin ein Problem beschert, ist unklar. Niemand weiß, wie viele aktive, im Schuldienst tätige Berliner Pädagogen unter den rund 700 Bewerbern aus der Hauptstadt sind. Erfasst werde zunächst nur der Wohnsitz, erläutert Ministeriumssprecher Stephan Breiding. „Darunter sind auch Arbeitslose, auch Brandenburger Referendare, die in Berlin wohnen.“ Jungkamp betonte, dass das Vorgehen „mit der Berliner Bildungsverwaltung abgestimmt ist.“ Er rechne „nicht mit Verstimmungen“. Noch wird in Berlin die Abwerbekampagne des Nachbarlandes, das erstmals seit 1990 wieder Lehrer in Größenordnungen einstellt, zwar als „unfreundlicher Akt“, aber gelassen gewertet. Bislang wolle „eine Handvoll Berliner Lehrer“ ins Nachbarland zu wechseln, sagte Jens Stiller, Sprecher der Senatsbildungverwaltung den PNN. „Wir sehen das nach wie vor entspannt.“ Im Rahmen des Gastschülerabkommens beider Länder würden jährlich schließlich auch 40 Brandenburger Lehrer nach Berlin wechseln.
In Brandenburg warnen Opposition und Lehrer-Gewerkschaft (GEW) hingegen davor, dass Berliner Lehrer jetzt zwar kommen, sich dann als Beamte aber wieder zurückversetzen lassen. Allerdings ist das nicht leicht. Beim Beamten-Wechsel muss das „Geberland“ zustimmen. Und Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hat im Landtag letzte Woche erklärt, „Freigaben“ nur restriktiv zu erteilen. „Wir werden einen Lehrer mit Sicherheit nicht gehen lassen, wenn er ein Mangelfach unterrichtet.“ Davon gibt es in Brandenburg genug, nämlich Chemie, Physik,Mathematik, Informatik, Latein, aber auch Lebenskunde/Ethik/Religion (LER). Insgesamt will die rot-rote Regierung als Konsequenz auf Altersabgänge bis 2014 mindestens 1250 neue Lehrer einstellen, um sonst drohende größere Schulklassen nicht zuzulassen. Es damit gerechnet, dass rund 1800 Lehrer eingestellt werden müssen, um die jetzige Lehrer–Schüler-Relation bei 1 zu 15,4 zu halten, wie im Koalitionsvertrag versprochen. Das eigentlich bis 2012 geltende Schulressourcenkonzept, das dies alles genau regelt, soll nach einem rot-roten Landtagsbeschluss nun schon bis 2011 vorfristig novelliert werden.
Von der Einstellungsoffensive sollen auch schon jetzt aktive Brandenburger Lehrer profitieren, betonte Jungkamp: 130 „befristete“ Lehrer sollen feste Verträge bekommen. Zudem läuft 2011 die Zwangsteilzeit für angestellte Lehrer aus, das sind 30 Prozent der insgesamt fast 20000 Pädagogen im Land. Sie können dann entscheiden, ob sie ihre 75-Prozent-Verträge aufstocken, also mehr Stunden geben. Wie viele das tun, ist ein Rätsel. Minister Rupprecht erklärte jedoch, es mache keinen Sinn, sich darauf zu verlassen. Das Land müsse die Chance ergreifen und massiv junge Lehrer einstellen, die sonst angesichts eines knappen Marktes in andere Länder abwanderten.
Thorsten Metzner (mit axf)
Thorsten Metzner (mit axf)
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