Brandenburg: Lehrerhasserbuch-HasserStudiendirektor wirft Autorin Volksverhetzung vor
Berlin - Gerlinde Unverzagt hat ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Unter dem Pseudonym Lotte Kühn beschreibt die vierfache Mutter in ihrem „Lehrerhasserbuch“ negative Szenen aus dem Schulalltag ihrer Kinder.
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Berlin - Gerlinde Unverzagt hat ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Unter dem Pseudonym Lotte Kühn beschreibt die vierfache Mutter in ihrem „Lehrerhasserbuch“ negative Szenen aus dem Schulalltag ihrer Kinder. Jetzt wehren sich die Lehrer gegen die polemischen Angriffe der Autorin: Der Berliner Studiendirektor Axel Stommel verklagt Unverzagt und den Knaur-Verlag wegen Volksverhetzung. „Das Buch ist gefährlich, denn es wird undifferenziert Hass gegen eine Berufsgruppe geschürt. Das verbietet das Grundgesetz“, sagt er. Stommel unterrichtet am Lichterfelder Oberstufenzentrum Bürowirtschaft I. Er befürchtet, Gewalttaten gegen Lehrer könnten zunehmen. Gelesen hat er das Lehrerhasserbuch nicht. Das habe er auch nicht vor – allein der Titel sei „unsäglich“. Mag sein, dass Unverzagt in manchen Dingen recht habe, verantwortlich für viele Missstände sei schlussendlich der Gesetzgeber, der überfüllte Klassen zulasse und den Lehrern zu viele Unterrichtsstunden zumute. Stommels Fazit: „Es wird auf den geprügelt, der sowieso schon an der Front steht.“
Unverzagt sieht das anders. Täglich kämen hunderte E-Mails von Eltern, die ihr zustimmten. „Die meisten schreiben: Endlich sagt es jemand, genau so ist es.“ Selbst Lehrer, die sich über eine schlechte Ausbildung und faule Kollegen ärgerten, hätten ihr schon geschrieben.
Während die Debatte um das Lehrerhasserbuch mittlerweile sogar den britischen Fernsehsender BBC erreicht hat, geht bei Unverzagt der Alltag weiter – oder das, was davon übrig ist. Vor den Ferien hatte der Lehrer eines ihrer Kinder gedrängt, das Rätsel um Lotte Kühn zu lüften. Gestern kam ihr 16-jähriger Sohn von seinem ersten Schultag nach den Ferien nach Hause. Ein Lehrer hatte ihn vor der gesamten Klasse auf das „gemeine“ Buch der Mutter angesprochen. In der Hand hielt Unverzagts Spross den Brief eines anderen Pädagogen, auf dem ein weinender Smiley abgebildet ist. Darin beklagt sich der Schreiber, der selbst in dem Buch vorkommt, das Werk sei „unfair“. Ihr jüngster Sohn und ihre jüngste Tochter kamen kränkelnd – mit Hals- und Bauchschmerzen – nach Hause. Nur bei der 13-Jährigen war alles wie gehabt. Auf die Frage „Wie war“s in der Schule“ habe sie geantwortet: „Doof – wie immer.“Tanja Könemann
Tanja Könemann
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