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Für bessere Arbeitsbedingungen: Lehrerstreik an fast allen Brandenburger Schulen

Gewerkschaft erwartet am Mittwoch 6000 bis 8000 Lehrer zur Demonstration in Potsdam: Der Unterricht endet an diesem Tag nach der dritten Stunde.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - Die Brandenburger Schüler werden sich vielleicht freuen, doch viele Eltern stellt der kommende Mittwoch vor große Herausforderungen: An zahlreichen Schulen wird am 6. März der Unterricht nach der dritten Stunde beendet, weil die angestellten Lehrer für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen wollen. Zu dem Warnstreik ruft unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf. Landeschef Günther Fuchs rechnet damit, dass 75 Prozent der insgesamt 924 Schulen im Land von dem Protest betroffen sein werden. Das Ministerium verwies allerdings darauf, dass nur die angestellten Lehrer streiken. Diese machten nur etwa 20 Prozent der insgesamt 21 000 Lehrer aus, es seien also bei Weitem nicht alle Klassen betroffen. Laut Fuchs versammeln sich die Lehrer am Mittwoch zunächst jeweils zu einer Personalversammlung. Anschließend machen sie sich auf den Weg nach Potsdam, um sich um 15.30 Uhr vor dem Bildungsministerium zu versammeln. Laut Fuchs kommen zwischen 6000 und 8000 Lehrer nach Potsdam.

Mit der Protestaktion wollen die Pädagogen für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Seit Jahren seien sie einer enorm hohen Belastung ausgesetzt, sagte Fuchs am Freitag in Potsdam. Die Landesregierung gehe auf die Forderungen nicht ein, deshalb werde nun der Druck erhöht. Angesichts des Personalmangels sei individuelle Förderung der Schüler kaum mehr möglich, zudem stünden zu wenig Vertretungslehrer zum Ausgleich für kranke Kollegen zur Verfügung. 800 bis 1 200 neue Stellen seien nötig, um die Arbeitsbedingungen der Lehrer nachhaltig zu verbessern. Seinen Berechnungen zufolge würde die Aufstockung das Land 50 bis 60 Millionen Euro jährlich kosten. „Peanuts im Vergleich zu dem, was für den Flughafen ausgegeben wird, und das ohne Landtagsbeschluss“, betonte Fuchs. Auch mit dem Gehalt seien viele unzufrieden. Während etwa ein Studienrat in Brandenburg ein Einstiegsgehalt von 3200 Euro brutto bekomme, liege dieses in Baden-Württemberg bei 3700 Euro. Dies habe zur Folge, dass viele gut qualifizierte Junglehrer Brandenburg nach dem Studium verließen und ein anderes Bundesland bevorzugten. Manche entschieden sich auch für einen Job in der Wirtschaft, weil dort wesentlich mehr Geld zu verdienen sei, fügte der Vorsitzende des Landesverbandes der Lehrer an berufsbildenden Schulen, Thomas Pehle, hinzu.

Der Lehrerprotest am Mittwoch ist Teil eines zentralen Aktionstages der Brandenburger Landesbeschäftigten. Vor der entscheidenden Runde bei den Tarifverhandlungen, die am Donnerstag und Freitag in Potsdam anstehen, rufen auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sowie die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ihre Mitglieder zu Demonstrationen auf. Gegen 17.00 Uhr wollen sich alle Protestierenden zu einer zentralen Kundgebung auf dem Luisenplatz versammeln.

Die massiven Proteste der Lehrer treffen Bildungsministerin Martina Münch (SPD) in einer heiklen Phase. Erst kürzlich wurde bekannt, dass sie eines ihrer wichtigsten Projekte auf Eis legen musste, nämlich der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern (Inklusion). Nicht nur bei Lehrern und Eltern hatte es große Bedenken gegeben, auch dem Linke-Koalitionspartner ging die Auflösung der Förderschulen zu schnell. Auch weitere Projekte aus Münchs Haus sind eben erst geplatzt: Das gemeinsame Zentralabitur mit Berlin, der Schuleintritt mit fünf Jahren und die Vergleichsarbeiten in der sechsten Jahrgangsstufe.

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