Brandenburg: Lehrstellen bleiben Leerstellen Bewerber erfüllen Grundanforderungen nicht
Potsdam/Frankfurt(Oder) - Die Schere am Ausbildungsmarkt in Brandenburg klafft immer weiter auseinander. Die Internet-Lehrstellenbörse der Potsdamer Handwerkskammer etwa hat in diesem Jahr noch 252 freie Ausbildungsplätze und verzeichnet damit einen rasanten Anstieg.
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Potsdam/Frankfurt(Oder) - Die Schere am Ausbildungsmarkt in Brandenburg klafft immer weiter auseinander. Die Internet-Lehrstellenbörse der Potsdamer Handwerkskammer etwa hat in diesem Jahr noch 252 freie Ausbildungsplätze und verzeichnet damit einen rasanten Anstieg. Im Oktober des Vorjahres waren es nur 84 unbesetzte Stellen. Im Jahr 2004 sei das Verhältnis noch nahezu ausgeglichen gewesen, heißt es von der Kammer. Das liege einerseits daran, dass es im Jahr 2004 mehr Schulabgänger gegeben habe, so Ute Maciejok, Sprecherin der Potsdamer Kammer. Viel bedenklicher sei allerdings die Tatsache, dass die Bewerber den Ansprüchen der Betriebe nicht genügen. „Wir hören immer wieder von den Unternehmern, dass Schulabgänger immer weniger anwendungsbereites Wissen vorweisen können“, so die Sprecherin. Die Handwerksmeister müssen reihenweise Bewerber ablehnen, weil diese die Grundanforderungen nicht erfüllen.
„Einer Jugendlichen, die mit einer Fünf in Deutsch Bürokauffrau werden will oder einem Bewerber zum Elektroniker mit mangelhaften Mathe- und Physikkenntnissen fehlt das Basiswissen“, sagt Kammer-Ausbildungsexpertin Eva Gatzky. Und auch an den sogenannten Sekundärtugenden mangele es, fügt Sprecherin Maciejok an. „Mit 30 unentschuldigten Fehlstunden auf dem Zeugnis hat man schlechte Chancen auf eine Ausbildung.“
Rein rechnerisch könne die Lehrlings-Lücke ohne Probleme geschlossen werden, meinte Gatzky. Dennoch habe es zum 1. Oktober nur 1479 neue Ausbildungsverträge im Kammerbezirk gegeben – das sind 209 weniger als im vergangenen Jahr. Dass es in den Kreisen Potsdam-Mittelmark und Teltow Fläming insgesamt rund 90 Verträge mehr gab, führte HWK-Sprecherin Maciejok auf die Konjunktur in dieser Region zurück. In wirtschaftlich intensiven Gebieten, sei es für die Firmen einfacher, geeignete Bewerber zu finden.
Einen rasanten Anstieg offener Lehrstellen gibt es auch im Kammer-Bezirk Frankfurt (Oder). Rund 100 waren es noch im vergangenen Jahr, sagt Michaela Schmidt, Leiterin der Abteilung Ausbildung. 244 Ausbildungsplätze sind es in diesem Jahr gewesen. Nur dank intensiver Werbung seien jetzt nur noch 67 Plätze frei. Erfreulich sei, dass im Vergleich zum vergangenen Jahr die Zahl der geförderten Verträge, also die mit freien Bildungsträgern, zurück gegangen ist – von 489 auf 205.
Beide Kammern verweisen auf die so genannte Einstiegsqualifizierung (EQ) der Arbeitsagentur. Die Behörde beteiligt sich in dem Fall finanziell an der Ausbildung, „Der Betriebsinhaber kann sich dann von den Leistungen überzeugen, die nicht von den Zensuren ablesbar sind“, sagte Eva Gatzky. Der Potsdamer Kammer zufolge komme jeder dritte EQ-Nutzer dann doch in den Genuss einer Ausbildung. In Frankfurt (Oder) ist es nur jeder fünfte. Andreas Wilhelm
Andreas Wilhelm
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