zum Hauptinhalt
Die Leichenteile wurden in diesem Hochhaus in Charlottenburg entdeckt.

© dpa

Von Christoph Stollowsky und Daniel Stender: Leichenteile von vier Babys in Berlin entdeckt Überreste bei Wohnungsauflösung gefunden.

Mutter hatte sich im Sommer das Leben genommen

Stand:

Berlin - Beim Ausräumen der Wohnung einer verstorbenen Bekannten hat ein 49-jähriger Mann am Mittwochabend an der Krumme Straße in Berlin-Charlottenburg eine grauenhafte Entdeckung gemacht: Er fand Leichenteile von vier Säuglingen. Ersten Ermittlungen zufolge hatte sich die Frau Ende Juli das Leben genommen. Sie soll die Mutter der Babys gewesen sein. Unter welchen Umständen die Säuglinge ums Leben kamen und wie alt sie zu diesem Zeitpunkt waren, konnten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag bis Redaktionsschluss noch nicht sagen. Es wurde eine Obduktion angeordnet. Eine Mordkommission der Kriminalpolizei ermittelt unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Berlin.

Als er sich nach dem schrecklichen Fund wieder gefasst hatte, packte der 49-Jährige die Leichenteile offenbar zusammen und brachte sie am späten Abend persönlich zum Polizeiabschnitt 27 in der Bismarckstraße. Dabei gab er an, er habe die zerstückelten Überreste der Kinder in der Wohnung in dem 19-stöckigen Hochhaus direkt am U-Bahnhof Deutsche Oper entdeckt. Einen Verdacht gegen den Mann gebe es nicht, hieß es bei den Ermittlern.

Eine erste gerichtsmedizinische Untersuchung der Leichenteile ergab, dass sie von vier verschiedenen Säuglingen stammten. Wie lange sie bereits in der Charlottenburger Wohnung in dem lagen, war gestern Abend noch ebenso ungeklärt wie die Frage, wer ihr Vater ist oder ob es möglicherweise mehrere Väter gibt.

Wie diese Zeitung erfuhr, hatte sich die Mutter der Kinder offenbar Ende Juli aus dem Fenster ihrer Wohnung in einem höheren Stockwerk gestürzt und war dabei zu Tode gekommen. In dem Haus leben mehr als 100 Mietparteien Danach hatte niemand mehr die Wohnung aufgesucht. Erst beim Ausräumen stieß der Bekannte dann auf die Leichenteile.

Der grausame Fund weckt Erinnerungen an die Tat im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd aus dem Jahr 2005. Dort hatte eine Frau neun Babys zur Welt gebracht und anschließend getötet hat. Verwandte hatten die skelettierten Leichen später in einer Garage gefunden. Laut Polizei sollen die Überreste in Eimern, Wäschekörben sowie einem Aquarium und einer Kinderbadewanne gelegen haben, verstaut in Tüten, Müllsäcken und einem Kochtopf. Die Mutter wurde später zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Allein im vergangenen Jahr wurden vier junge Frauen in Brandenburg wegen Tötung ihrer Neugeborenen verurteilt. So hatte beispielsweise eine 17-jährige Schülerin in Schwarzheide ihr Kind nach der Geburt im Dezember 2007 erdrosselt.

Immer wieder werden auch in Berlin tote Babys gefunden oder Kinder umgebracht. Im Mai 2003 erdrosselte eine 23-Jährige in einem Wochenendhaus ihre Tochter nach der Geburt mit der Nabelschnur und versteckt die Leiche hinter der Badewannenverkleidung. Im Mai 2007 tötete eine Deutsche afrikanischer Herkunft ihre achtjährige Tochter Amani in einem Park mit einem Messer. Im Januar 2008 misshandelte ein Vater in Mitte seinen sechseinhalb Wochen alten Sohn so stark, dass dieser wenig später an den Folgen einer Hirnverletzung starb. Im April 2008 wurde im Köpenicker Stadtforst ein Rucksack mit einer Babyleiche entdeckt. Das Mädchen war gesund zur Welt gekommen. Später ermittelte man seine asiatischen Eltern.

Im März 2009 fanden Arbeiter beim Leeren eines Altkleidercontainers in der Wilmersdorfer Güntzelstraße eine Babyleiche.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })