Brandenburg: Lernen, wie „man praktisch Politik macht“
Elite-Ausbildung? Die Pläne zur Gründung einer School of Governance in Frankfurt (Oder) und Berlin nehmen Gestalt an
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Elite-Ausbildung? Die Pläne zur Gründung einer School of Governance in Frankfurt (Oder) und Berlin nehmen Gestalt an Von Günter Brüggemann Frankfurt (Oder). Während die Politik noch an Vorstellungen zu Elite-Universitäten feilt, nehmen die Pläne für eine öffentlich-private School of Governance in Frankfurt (Oder) und Berlin Gestalt an. Gründer sind die Europa Universität Viadrina und die Humboldt-Universität. Der Abschluss eines Vertrages zur Gründung einer gemeinnützigen GmbH steht in Frankfurt unmittelbar bevor. Zudem wird ab Frühjahr diesen Jahres für den Studiengang „Master of Public Policy“ (MPP) geworben. Denn schon im Herbst soll nach Worten von Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan mit dem Studiengang begonnen werden – zunächst mit 20 Studierenden. Hauptsitz ist Berlin, gelehrt wird in Berlin und Frankfurt (Oder). Später sollen Angebote mit den Abschlüssen „Master of Public Administration“ (MPA) und „Master of Business Administration in Non-Profit-Management“ (MBA)hinzukommen. An jeder der beiden beteiligten Universitäten hätten sich bereits acht bis zehn Professoren, mehrheitlich Sozialwissenschaftler, Ökonomen und Juristen, gefunden, die zusätzlich zu ihrem bestehenden Deputat an der neuen Humboldt Viadrina School of Governance lehren wollen, betont Schwan. Vorgesehen ist aber auch, dass die Einrichtung einen eigenen Lehrkörper bekommt. Brandenburgs Wissenschaftsministerium begrüßt die Pläne unter Verweis auf die private Finanzierung des Vorhabens. Sprecher Holger Drews hebt hervor, die spezielle Hochschule könne eine „sinnvolle Ergänzung“ zu den Verwaltungsstudiengängen an der Universität Potsdam und der Fachhochschule Wildau sein. Die Asta-Vorsitzende der Viadrina Universität, Mirjam Reiß, sagt, dass die Studierenden eine Eliteausbildung an der School of Governance „nicht tragisch finden“. Es sei allerdings wichtig gewesen, dass sie nicht auf Kosten bestehender Studiengänge ins Leben gerufen worden sei. Schwan verweist darauf, dass den Trägeruniversitäten keine Kosten entstünden, da private Förderer sämtliche Personal- und Betriebskosten aufbringen werden. Ein Schweizer Konsortium aus Geschäftsleuten komme für die Anschubfinanzierung in zweistelliger Millionenhöhe auf. Darunter fielen Stipendien für die Studierenden. Laut Schwan bildet das Konsortium dann den Kern einer Stiftung, die die Finanzierung der Einrichtung übernehmen wird. Zudem müssen die Nachwuchskräfte Gebühren in Höhe von 17 500 Euro für ihr gesamtes Studium zahlen. Auf die kontroverse Diskussion um Elite-Unis reagiert Schwan allergisch. Die School of Governance sei keine „Elite-Universität“, sondern eine „Professional School“. Es würden zwar Höchstleistungen erwartet, doch die brauche die Gesellschaft, meint Schwan. Sie unterstreicht den „innovativen und den die Demokratie wie das Gemeinwohl stärkenden Charakter“ der Einrichtung. Die Hochschule soll nach Angaben Schwans Nachwuchskräften mit „exzellentem Erstabschluss“ und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung Kenntnisse vermitteln, wie „man praktisch Politik macht“, ihnen modernes Regieren und Verwalten beibringen. Auf diesen Feldern habe Deutschland Defizite. „Überall, wo Politik gemacht wird“, fehle es den Akteuren beispielsweise an Analyse- und Verhandlungsfähigkeiten und am Vermögen, „Dinge im größeren Zusammenhang zu sehen“. In der Folge versandeten viele Reformen. Dabei müssten der Sozialstaat umgebaut, der gemeinnützige Sektor ausgebaut und die Verwaltung professionalisiert werden. Mit speziellen Seminaren will die Humboldt Viadrina School of Governance auch bereits profilierte Politiker, Spitzenbeamte und andere öffentliche Manager ansprechen. Neben den Professoren sollen Schwan zufolge auch Praktiker unterrichten. Es bestünden Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Namen nennt Schwan noch nicht. Auch zu akademischen Kooperationspartnern hüllt sie sich in Schweigen.
Günter Brüggemann
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