Brandenburg: Letzte Ruhe im Wald
Innenministerium prüft Neuregelung des Bestattungsgesetzes / Evangelische Kirche skeptisch
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Innenministerium prüft Neuregelung des Bestattungsgesetzes / Evangelische Kirche skeptisch Potsdam - Brandenburg will künftig Urnen-Bestattungen in speziell ausgewiesenen Wäldern zulassen. Das Innenministerium arbeite am Entwurf für ein neues Bestattungs-Gesetz, teilte Sprecherin Dorothee Stacke mit. Sie ließ offen, wann es in Kraft treten wird. Zunächst seien Kirchen und kommunale Spitzenverbände um Stellungnahmen gebeten worden. Zwar sei die nötige Änderung des Bestattungsgesetzes „rechtlich unproblematisch“, doch suche man vorher Konsens mit allen Beteiligten. Unterdessen hat die SPD-Landtagsfraktion die Landesregierung aufgefordert, bis zum Jahresende einen Gesetzentwurf vorzulegen. Er könnte 2006 in Kraft treten. Bei vielen Bürgern gebe es den Wunsch zur Urnenbestattung in Wäldern, sagte die innen-politische Sprecherin Britta Stark. Dies dürfe nicht an „bürokratischen Hürden“ scheitern. Auch Berliner sollten selbstverständlich die Möglichkeit bekommen, sich in dafür freigegebenen märkischen Wäldern bestatten zu lassen. CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek bestätigte, dass es Anfragen von Kommunen gebe. Die CDU sei dafür offen, doch müsse „die Würde der Bestattungen erhalten bleiben“, so Lunacek. Der Städte- und Gemeindebund kündigte eine Befragung seiner Mitglieder an, ehe man eine endgültige Stellungnahme abgebe. Einen großen Bedarf im Land sehe man aber nicht. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg steht den Plänen nach Angaben eines Sprechers eher skeptisch gegenüber. Hintergrund ist die Sorge um eine Zunahme anonymer Bestattungen und ein wachsendes Desinteresse an Friedhöfen: „Wir sind daran interessiert, dass die Friedhöfe genutzt werden.“ Mehrere Bundesländer haben Urnenbestattungen in Wäldern bereits erlaubt, darunter Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg. Andere wie Sachsen-Anhalt bereiten Regelungen über alternative Bestattungen vor. Das Konzept für eine Bestattung unter Bäumen kommt aus der Schweiz. Inzwischen gibt es in Deutschland zehn so genannte Friedwälder, die von der privaten Friedwald GmbH in Darmstadt betrieben werden. Deren Geschäftsführer Axel Baudach bestätigte gegenüber den PNN, dass sein Unternehmen mit mehreren Kommunen in Brandenburg über Friedwälder für Bestattungen unter Bäumen verhandele. Am weitesten seien die Verhandlungen in Heidesee bei Königs Wusterhausen gediehen. Die Kosten eines auf 99 Jahre gepachteten Baumes für eine Familie oder einen Freundeskreis mit bis zu zehn Urnenbestattungen bezifferte er mit 3350 Euro. So genannte Gemeinschaftsbäume, die man sich für anonyme Urnenbestattungen teilen könne, gebe es schon ab 770 Euro. Da die Kosten für die Grabpflege auf einen Friedhof entfielen, sei diese Bestattungsart durchaus kostengünstig. Allerdings sieht Baudach ein spezielles Problem bei der Einrichtung von Friedwäldern in Brandenburg: Die hier vorherrschenden Kiefernwälder seien dafür nicht geeignet. Neben der Darmstädter GmbH haben sich auch andere Betreiber für Urnenbestattungen in Wäldern beworben.
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