Von Klaus Kurpjuweit: „Lieber ein schlechter Fahrplan als gar keinen“
VBB-Chef Franz sieht keine Alternative zu den von heute an geltenden neuen Einschränkungen bei der S-Bahn
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Berlin/Potsdam - Seit heutigem Montag gilt bei der S-Bahn der sogenannte Winterfahrplan, der auf Tempo 60 statt 80 ausgerichtet ist und der deshalb zu längeren Fahrzeiten, Zugausfällen auf einigen Strecken und oft auch zu zusätzlichen Wartezeiten beim Umsteigen führt. Auch die Abfahrtzeiten auf den Bahnhöfen haben sich geändert. Die S-Bahn reagiert damit auf das Chaos mit Zugausfällen und Verspätungen in der vergangenen Frostperiode.
Berlin und Brandenburg hätten die Verschlechterungen im Fahrplan akzeptieren müssen, weil „schlichtweg eine bessere Alternative gefehlt“ habe, begründete der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, die Zustimmung zum „Winterfahrplan“. Man habe nur die Wahl gehabt zwischen einem Fahrplan, der bei einem erneuten Frost wieder völlig aus den Fugen gerät oder einem Fahrplan mit längeren Fahr- und Wartezeiten,für den die S-Bahn Stabilität zugesichert habe. „Ein schlechter Fahrplan ist besser als gar keiner“, sagte Franz.
Für die wichtigsten Stationen hat der VBB die neuen Abfahrtzeiten mit Minutenangaben in jeder Fahrtrichtung zusammengestellt (siehe Grafik rechts). Zwischen diesen ausgewählten Bahnhöfen ist jeweils zusätzlich die jeweilige Fahrtzeit angegeben. Auf dem Ring sollen die Züge durchgehend alle zehn Minuten fahren. Auf der Stadtbahn zwischen Ostkreuz und Charlottenburg/Westkreuz sowie auf der Nord-Süd-Strecke zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz über Friedrichstraße fahren die Züge durch das Überlagern mehrerer Linien nach wie vor bis auf wenige Ausnahmen meist im Abstand von nur wenigen Minuten.
Zwischen Hennigsdorf und Nordbahnhof ist die S 25 nur noch alle 30 Minuten statt alle 20 Minuten unterwegs, wobei die Fahrgäste in Nordbahnhof umsteigen müssen. Lediglich im 20-Minuten-Abstand fahren auch die Züge zwischen Charlottenburg und Potsdam, Charlottenburg und Spandau sowie zwischen Springpfuhl und Wartenberg. Im Nachtverkehr an den Wochenenden fahren die meisten Züge nur noch alle 40 Minuten statt halbstündlich.
Der „Winterfahrplan“ gilt zunächst bis zum 27. Februar – unabhängig vom Wetter. Immerhin prognostizieren die Meteorologe für den nächsten Tage Temperaturen um den Gefrierpunkt. Schnee könnte auch wieder fallen. Und dann wird man sehen, ob die S-Bahn ihren Schleichplan einhalten kann.
Auf der von Potsdamer Studenten gestalteten Internetseite zugausfall.de zum Chaos bei der Berliner S-Bahn können Fahrgäste einen neuen Service in Anspruch nehmen. Wie ein Sprecher am Sonntag mitteilte, können Interessierte mit Beginn des sogenannten Winterfahrplans der S-Bahn am Montag ihre Erfahrungen eintragen. Nach dem neuen Fahrplan fährt die S-Bahn nur noch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde. Das führt zu längeren Fahrtzeiten – vor allem ins brandenburgische Umland. Die Landeshauptstadt Potsdam wird demnach nur noch alle 20 Minuten angefahren, nachts sogar nur alle 40 Minuten.
Das Internetportal zugausfall.de informiert über Verspätungen und Ausfälle im Berliner S-Bahn-Verkehr, in den vergangenen Wochen verzeichneten die Studenten 20 000 Besucher. Mit dem neuen Fahrplan ab Montag werde die S-Bahn noch langsamer und die Anschlüsse würden noch schlechter funktionieren, sagte der Sprecher. Fahrgäste erhielten deshalb die Möglichkeit, ihre Probleme zu schildern. Sie könnten auf zugausfall.de angeben, wie sich ihre Fahrzeit verlängert und welche Probleme beim Umsteigen auftreten. Die schlimmsten Einträge sollen den Angaben zufolge in der kommenden Woche bei einem Treffen mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ausgewertet werden. Der Sprecher sagte: „Ich bin sehr neugierig, wie groß die Abweichungen zwischen geplanter und tatsächlicher Dauer auf der geschilderten Fahrstrecke sind.“ (mit dapd)
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