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Brandenburg: Lieberoser Heide – ein gläserner Wald Eine größere Artenvielfalt könnte sich entwickeln

Potsdam - Das Land Brandenburg und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wollen in der Lieberoser Heide (Dahme-Spreewald) einen seit Langem schwelenden Streit um die beste Waldnutzung mit einem gemeinsamen Projekt austragen. Zunächst fünf Jahre lang wollen die Forstverwaltung des Landes, der Nabu und zwei wissenschaftliche Einrichtungen (die Universität Göttingen und die Hochschule Eberswalde) ausprobieren, wie ein Waldbestand auf dem Gelände des früheren Truppenübungsplatzes Lieberose sich mit alternativen Bewirtschaftungsmethoden entwickelt.

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Potsdam - Das Land Brandenburg und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) wollen in der Lieberoser Heide (Dahme-Spreewald) einen seit Langem schwelenden Streit um die beste Waldnutzung mit einem gemeinsamen Projekt austragen. Zunächst fünf Jahre lang wollen die Forstverwaltung des Landes, der Nabu und zwei wissenschaftliche Einrichtungen (die Universität Göttingen und die Hochschule Eberswalde) ausprobieren, wie ein Waldbestand auf dem Gelände des früheren Truppenübungsplatzes Lieberose sich mit alternativen Bewirtschaftungsmethoden entwickelt.

Wesentlich vorangetrieben wird das Projekt von der Referatsleiterin im Landwirtschaftsministerium Birgit Korth und ihren Mitarbeitern, die des zumeist sehr abstrakt ausgetragenen Streits um die beste Waldnutzung überdrüssig sind und einmal ganz konkret ausprobieren wollen, welche Auswirkungen es hat, wenn der Mensch sich bei der Bewirtschaftung stärker zurückhält.

Dafür stehen im nächsten Jahr etwa 1000 Hektar (also etwa 10 Quadratkilometer) landeseigener Waldfläche im Südosten der Heide, in der Nähe von Drachhausen, zur Verfügung. Auf dieser Fläche wächst derzeit ein 40- bis 60-jähriger Baumbestand, der zu 95 Prozent aus Kiefern besteht und mit den traditionellen Methoden bewirtschaftet wird. Was passiert, wenn in diesen Wald weniger beispielsweise an Schutzzäunen oder durch Schädlingsbekämpfung investiert wird, soll erforscht werden. Dabei wird auch in Kauf genommen, dass die Erträge absinken könnten.

Naturschützer gehen allerdings davon aus, dass sich selbst überlassene Waldbestände eine größere Artenvielfalt entwickeln und damit auch über entsprechende Selbstheilungskräfte verfügen. Dafür sind zumindest an einem Punkt allerdings zusätzliche Eingriffe nötig. Denn der große Wildbestand erschwert und verhindert teilweise vollständig einen natürlichen Aufwuchs beispielsweise von Laubbaumarten. Eine der Vorgaben des jetzt gestarteten Projekts ist deswegen ein sehr genau festgelegtes Jagdregime.

Das Projekt soll auch Erkenntnisse darüber liefern, wie auf die zu erwartenden Veränderungen des Klimas reagiert werden kann. Bereits jetzt, sagt Korth, fällt in dieser Gegend des Landes relativ wenig Niederschlag. Falls es gelingt, die Monokulturen durch artenreichere Wälder abzulösen, müssten diese auch weniger anfällig werden, hoffen insbesondere die Experten des Nabu, die seit Längerem eine stärker auf natürliche Prozesse basierende Forstwirtschaft fordern.

Ziel des Vorhabens ist es auch, nicht nur bei den Fachleuten selbst, sondern in der Bevölkerung insgesamt ein wachsendes Bewusstsein für mögliche Alternativen bei der Nutzung von Wäldern herzustellen. Der „Gläserne Forstbetrieb“, der jetzt in der Heide gestartet wird, soll deswegen auch eine Art Lehrpfad für ein breiteres Publikum werden. Eine genaue Konzeption dafür gibt es allerdings derzeit noch nicht.

Neben den Flächen in der Lausitz, sollen auf einem zweiten, etwa 700 Hektar großen Gebiet im Norden des Landes in der Nähe von Rheinsberg die neuen Ansätze erprobt werden. Diese Fläche wird derzeit vom Nabu selbst bewirtschaftet.

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