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Brandenburg: Liebesgrüße aus Bombay

Indische Bollywood-Filme sind weltweit erfolgreich / Höhepunkte des Genres im Berliner Admiralspalast

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Berlin - Die hübsche Ayescha ist ganz schön mutig. Heiratet ihren Schwarm Uday, ohne den jungen Mann ein einziges Mal geküsst zu haben. Sind ihr Körperlichkeiten vielleicht nicht so wichtig?

So ist das in der Bollywood-Welt: Geheiratet wird gerne und viel, geküsst wird nie. Diese eiserne Regel gilt für die rund 800 Tanz-Spielfilme, die jedes Jahr in Indien entstehen, und selbstverständlich gilt sie auch für das Bühnenprogramm „Bollywood – The Show“, das kommenden Freitag im Admiralspalast Deutschlandpremiere hat.

Das Stück versteht sich als ein „Best of“ von Bollywood: Die Kostüme der Schauspieler sind so knallbunt und exotisch wie in den Filmen, die Handlung ähnlich, und zu hören gibt es die Hits aus den bekanntesten Kinoproduktionen. Auch die Choreografie der Tänze, aus westlicher Sicht eine Mischung aus Bauchtanz und Skigymnastik, ist so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Und die bei deutschen Jugendlichen mittlerweile so beliebt ist, dass Tanzstudios spezielle Kurse anbieten.

In Deutschland begann der Bollywood-Boom im November 2004. Da zeigte RTL 2 den international erfolgreichen Film „Kabhi Khushi Kabhie Gham“ – auf Deutsch: „In guten wie in schweren Tagen“. Eine Liebesgeschichte mit viel Tanz, Gesang und Heirat. Und ohne Lippenberührungen, natürlich. Wer sich die Show im Admiralspalast ansieht, erfährt, dass die Bollywood-Industrie sehr viel älter ist. Erzählt wird nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Ayescha und Uday, sondern auch die Entwicklung der indischen Filmindustrie in den letzten 80 Jahren. Gesprochen wird auf Englisch, gesungen teilweise auf Hindi. Wer beides nicht versteht, bekommt das Wichtigste trotzdem mit: Liebe, Heldentum, Pathos, Komik, Schrecken, Wut, Ekel, Wundersames und Friedvolles. Die neun „Rasas“, die Bestandteile jedes gelungenen Bollywood-Films.

Vor Deutschland gastierte die Show bereits in Australien und der Schweiz. Die 50 Tänzer und Musiker stammen alle aus Bombay. Die Show sei „absolut authentisch“, sagt Arif Zakaria, der im Stück Ayeschas Großvater spielt. Mit authentisch meint er: dem Geschmack des indischen Filmpublikums entsprechend, nicht extra auf westliche Zuschauer-Bedürfnissen abgestimmt. Zakaria weiß aber auch, dass eine Produktion wie „Bollywood – The Show“ in Indien niemals Erfolg hätte – weil sich das dortige Publikum den Eintritt nicht leisten könnte. „Eine Kinokarte kostet in Indien zwei Dollar. Warum sollte da jemand viel Geld für eine Liveshow ausgeben?“

Mit dem europäischen Publikum hat das Team schon gute Erfahrungen gemacht. Bei der Europapremiere in Zürich vor zwei Wochen gab es am Ende Standing Ovations. Nur bei der Zugabe waren die Tänzer irritiert: Da versuchten sie, Zuschauer in den ersten Reihen zum Mittanzen zu animieren – ohne Erfolg. „Das sind kulturelle Unterschiede, auf die wir uns einstellen müssen“, sagt Zakaria. In Indien hätten alle mitgemacht. Vielleicht helfe es, in der Pause zur Auflockerung alkoholische Freigetränke zu verteilen, scherzt er. Aber nein, keine Angst: Im Admiralspalast soll es keine Aufforderungen zum Tanz mehr geben.

„Bollywood – The Show“ wird vom 6. bis 21. Oktober täglich außer montags im Admiralspalast am Bahnhof Friedrichstraße aufgeführt. Am 5. Oktober gibt es eine Vorpremiere. Tickets ab 25 Euro unter Telefon 4799 7499, Informationen unter www.admiralspalast.de.

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