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Brandenburg: Linke: Lage bei Lehrern „dramatisch“ Ministerium nennt

Forderungen „illusorisch“

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Potsdam - Die Lage der Lehrer an Brandenburgs Schulen ist nach Darstellung der Linksfraktion im Landtag „dramatisch“. Rund 30 Prozent litten unter dem Burn-out-Syndrom, fühlten sich also ausgebrannt, und weitere 30 Prozent seien kurz davor, sagte die Bildungsexpertin Gerrit Große am Dienstag in Potsdam. Sie berief sich dabei auf eine Studie und Gutachten. „Die Kollegen sind am Ende“, meinte die frühere Schulleiterin. Um die Pädagogen zu entlasten, fordere ihre Partei jährlich 500 Neueinstellungen, kürzere Arbeitszeiten und Rechtssicherheit für die rund 7500 teilzeitverbeamteten Lehrer noch in diesem Schuljahr.

Die jährlichen Kosten für das von ihrer Partei geforderte Maßnahmenpaket gab Große mit 150 Millionen Euro an. Darin seien auch Mittel für den Schülertransport und eine bessere Kita-Betreuung enthalten. Die angekündigten 30 Neueinstellungen pro Schulamtsbezirk zum Schuljahr 2009/10 stünden „in eklatantem Widerspruch zum tatsächlichen Bedarf“, hieß es ergänzend in einer Mitteilung. Statt gemäß dem Schulressourcenkonzept weiterhin Stellen zu streichen, müsse der Einstellungskorridor für Lehrkräfte erweitert werden.

Große berichtete von Personalratsversammlungen in verschiedenen Städten, in denen jüngst die drückenden Probleme der Lehrerschaft angesprochen worden seien. Die dort gefassten Beschlüsse zeigten, dass sich die Lehrer vom Bildungsministerium nicht ernst genommen und überfordert fühlen. Bloße „Streicheleinheiten“ von Minister Holger Rupprecht (SPD) reichten ihnen nicht aus. Die meisten Lehrer unterrichten Große zufolge große Klassen mit 28 bis 30 Schülern, was besonders in Grundschulen ein Problem sei. Große stimmte dem Pädagogenverband zu, dass 24 Wochenarbeitsstunden ausreichend wären; jetzt sind es nach ihren Angaben 26 Stunden an weiterführenden und 28 an Grundschulen.

Nachdrücklich verlangte die Landtagsabgeordnete, die seit mehr als zwei Jahren bestehende Unsicherheit teilzeitverbeamteter Lehrer zu beenden. Entweder müsse hier eine „rechtskräftige Heilung“ erfolgen oder die Betroffenen müssten zu Beamten in Vollzeit ernannt werden.

Der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding, wies die Forderung der Linkspartei nach der Einstellung von jährlich 500 Lehrern als „illusorisch“ zurück. Auch wenn die Beschäftigung von mehr Pädagogen wünschenswert wäre, stünde diese Zahl gegenwärtig gar nicht zur Verfügung. So verließen durchschnittlich 250 frisch ausgebildete Lehrer pro Jahr die Universität Potsdam. In fünf bis sechs Jahren könnte laut Breiding angesichts des dann höheren Bedarfs die Zahl von 500 Neueinstellungen erreicht werden. Ein Zuzug von Lehrern aus anderen Bundesländern sei derweil kaum zu erwarten. Das Burnout-Syndrom unter Lehrern sei ein bekanntes Problem, in Brandenburg aber nicht schlimmer ausgeprägt als in anderen Ländern sagte der Sprecher. In der Vergangenheit hätten Lehrer wegen Schülermangels und Schulschließungen versetzt und somit mobil sein müssen, was die Betroffenen zweifellos belastet habe. dpa

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