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Brandenburg: „Links-unten-nach-rechts-oben-Achse“

Studie: Mietpreise bei Neuverträgen im Land Brandenburg stärker gestiegen als in Berlin. Wohnungen in Randregionen im schnitt 70 Cent günstiger

Von Matthias Matern

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Potsdam/Berlin - Wer sich im Land Brandenburg nahe bei Berlin eine Mietwohnung nehmen will, muss in Wildau (Dahme-Spreewald) und in Teltow (Potsdam-Mittelmark) am meisten zahlen. Am günstigsten fährt man dagegen mit durchschnittlich 4,15 Euro pro Quadratmeter in Velten. Selbst in weiter von Berlin entfernten Städten wird es schwierig, noch niedrigere Neuvertragsmieten zu finden als in der Oberhavel-Stadt. Dabei trennen den sogenannten Speckgürtel und die weiter abgelegeneren Regionen beim Mietpreisniveau für Neubezieher im Schnitt 70 Cent pro Quadratmeter. Während in Wildau 6,34 Euro pro Quadratmeter fällig werden, sind es etwa in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) nur 4,20 Euro. Das ist zumindest ein Ergebnis einer aktuellen Studie des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt haben sich die Neuvertragsmieten im Land Brandenburg demnach zwischen Ende 2010 bis Ende 2011 um durchschnittlich 3,1 Prozent erhöht. In Berlin wurden dagegen nur 2,8 Prozent mehr verlangt.

Für den BBU-Marktmonitor wurden insgesamt Daten von rund 930 000 Mietverträgen für gut 1,1 Millionen Mietwohnungen in der Region ausgewertet, darunter rund 55 000 neu abgeschlossene Mietverträge. Die Angaben stammen allerdings ausschließlich von Mitgliedsunternehmen des Verbandes, die laut BBU jedoch 40 Prozent der Mietwohnungen in Berlin und 50 Prozent der in Brandenburg stellen. Zwar seien auch Daten anderer Marktteilnehmer betrachtet worden, in die Ermittlung der Durchschnittsmieten seien sie aber nicht eingeflossen, sagte BBU-Sprecher David Eberhardt.

Daraus erklärt sich auch das vergleichsweise mäßige Abschneiden Potsdams. Die brandenburgische Landeshauptstadt, die sonst als eines der teuersten Pflaster Ostdeutschlands bewertet wird, landet beim Verleich der Neuvertragsmieten zusammen mit Werder (beide 5,66 Euro/m2) lediglich hinter der Stadt Teltow, wo im Schnitt 6,01 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, auf Platz drei. Zwar würden über die städtische Wohnungsbaugesellschaft Pro Potsdam und neun Wohnungsbaugenossenschaften der Stadt, die alle Mitglieder im BBU seien, rund 50 Prozent des Mietwohnungsmarktes Potsdams abgedeckt, so BBU-Sprecher Eberhardt. „Um bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können, werden die Wohnungen meist aber unter Marktwert vermietet“, erläuterte Eberhardt. „Die anderen überwiegend kleineren Privatvermieter rufen deutlich höhere Neumieten auf.“ Im Schnitt aller Vermieter der Stadt seien für Neuvermietungen 6,26 Euro für den Quadratmeter zu zahlen, heißt es im aktuellen Wohnungsmarktbericht Potsdams.

Die hohen Preise für Teltow und Wildau begründet der Verband mit deren attraktiver Lage und dem gleichfalls geringen Angebot an Mietwohnungen. „Dabei spielt offenbar auch der BER eine Rolle. Auch im weiteren Umfeld sind die Leerstände zurückgegangen“, sagte der BBU-Sprecher weiter. Ebenfalls ordentlich ins Portmonee greifen müssen Neumieter aber auch in Oranienburg (5,26 Euro/m2) und Bernau (5,51 Euro/m2). Eberhardt spricht von einer Links-unten-nach-rechts-oben-Achse.

Trotzdem der Unterschied zwischen Berliner Umland und Perepherie im Schnitt recht groß ist, so haben doch auch einige weiter entfernte Städte ordentliche Zuschläge zu bieten. In Eberswalde (Barnim) etwa stiegen die Bestandsmieten von Ende 2010 bis Ende 2011 um 4,7 Prozent. In Templin (Uckermark) wurden 5,7 Prozent mehr verlangt, in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) 3,7 Prozent. Für den BBU sind diese Steigerungen auch Ausdruck einer verbesserten wirtschaftlichen Situation im gesamten Land. In etlichen Gebieten wie der Uckermark, dem Spree-Neiße-Kreis oder aber dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz habe die Kaufkraft teilweise um 15 und mehr Prozent zugelegt, meinte etwa BBU-Vorstand Maren Kern. „Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in der Entwicklung der Neuvertragsmieten. Denn mit der Steigerung der Kaufkraft gehen oft auch höhere Ansprüche an das Wohnen einher“, so Kern.

In Berlin liegt die mittlere Nettokaltmiete bei Neuverträgen mit BBU-Mitgliedern bei 5,60 Euro. Am Gesamtmarkt sind dem Verband zufolge 6,74 Euro fällig. Zudem geht der BBU davon aus, dass sich die Wohnungssituation stärker verschärfen wird als angenommen. Wegen des Zuzugs von rund 250 000 Personen bis 2030 würden fast doppelt so viele neue Wohnungen benötigt wie bislang von der rot- schwarzen Koalition angenommen, warnte der Verband. Um den Bedarf zu decken, müssten mindestens 10 000 neue Wohnungen im Jahr gebaut werden. Die SPD/CDU-Koalition hingegen plant lediglich 6000 neue Wohnungen jährlich. Matthias Matern

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