Lkw-Verkehr: Lkw-Maut auf Fernstraßen ohne negative Folgen
Die Angst einiger Kommunen Brandenburgs vor Dauerstaus auf Ausweichstrecken war unbegründet, belegen Verkehrszählungen
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Potsdam - Das von vielen brandenburgische Kommunen befürchtete Verkehrschaos durch die Einführung der Lkw-Maut auf Bundesstraßen ist ausgeblieben. Verkehrszählungen in einigen Städten und Gemeinden nahe gebührenpflichtigen Bundesstraßen haben keine Zunahme des Lkw-Verkehrs auf potenziellen Ausweichrouten ergeben. Erhoben wird die Lkw-Maut in Brandenburg seit Anfang August 2012 auch auf vier Abschnitten mehrerer Bundesstraßen. Betroffen sind insgesamt rund 60 Kilometer auf der B5 sowie der B101 und zwei Abschnitte auf der B96. „Zum Glück haben sich unserer Befürchtungen bisher nicht bestätigt“, räumt Frank Oltersdorf, Baudezernent von Oranienburg (Oberhavel), ein. „Auch aus umliegenden Gemeinden haben wir keine Klagen gehört.“
Wie berichtet hatte unter anderem der Landrat vom Kreis Oberhavel, Karl-Heinz Schröter (SPD), noch vor der Einführung der erweiterten Lkw-Maut Ende Juli vor Dauerstaus sowie einer erheblichen Lärm- und Abgasbelästigung der Anwohner in Oranienburg gewarnt. Statt auf der nunmehr gebührenpflichtigen Umfahrung der Stadt, der neu ausgebauten B96, würden die Lkw-Fahrer künftig vermutlich auf der alten B96 mitten durch die Stadt fahren, hatte Schröter prophezeit.
Dass dem offenbar nicht so ist, hat die Stadt Oranienburg sogar schwarz auf weiß. „Eine Lkw-Zählung nach Einführung der Maut hat gezeigt, dass sich die Zahlen nicht erhöht haben“, berichtet Oltersdorf, Allerdings hätten zum Zeitpunkt der Zählung im September noch einige Baumaßnahmen im Stadtgebiet die Verkehrsführung beeinträchtigt. Möglicherweise müsste man nach Abschluss der Arbeiten noch mal zählen, glaubt der Baudezernent. Einen Termin gebe es aber noch nicht.
Kritik an der Maut auf Bundesstraßen hatte es auch seitens der regionalen Logistikbranche gegeben. Vor allem da die ausgewählten Mautstrecken fast alle an wichtigen Güterverkehrszentren des Landes vorbeiführen. Von Abzocke war die Rede. Bundesweit ist auf insgesamt 1100 Kilometern Fernstraße eine Maut für Lkw fällig. Die Gebühren sind mit einem Durchschnittspreis von 17 Cent pro Kilometer genauso hoch wie auf Autobahnen. Kassiert wird wie schon auf den Autobahnen von Toll Collect. Für die Kontrollen aber ist das Bundesamt für Güterverkehr zuständig. Statt Mautbrücken werden dafür speziell ausgerüstete Kleintransporter eingesetzt. Per Funk können diese stichprobenartig im Vorbeifahren überprüfen, ob gezahlt wurde oder nicht. Angaben zur Zahl der Verstöße seit Anfang August konnte das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage nicht machen.
Auch im brandenburgischen Verkehrsministerium war man zuerst skeptisch. Ein halbes Jahr nach Einführung der Fernstraßenmaut hat man auch dort keinen Grund zur Klage: „Wir haben keinerlei Hinweise auf Kritik aus den Kommunen. Auch Berichte über einen sogenannten Mautausweichverkehr sind uns nicht bekannt“, bestätigt Ministeriumssprecher Lothar Wiegand.
Auch in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) hat man aus Angst vor Mautprellern die Lkw vor und nach der Einführung zählen lassen - gleich an vier verschiedenen Stellen. „Aus den erhobenen Daten ist zu sehen, dass die Einführung der Maut auf der B101 bislang keine Auswirkungen auf dieVerkehrslage hat“, sagt Stadtsprecherin Marina Ujlaki. Möglicherweise ist das gar nicht zutreffend. An der Zählstelle Genshagen an der alten B101 waren es nach der Einführung der Maut sogar weniger Lkw als vorher.
Heiko Müller (SPD), Bürgermeister von Falkensee (Havelland), kann zwar ebenfalls nicht von einer deutlichen Zunahme des Lkw-Verkehrs berichten, bleibt aber misstrauisch. Das mautpflichtige Stück der B5 führt südlich an der Stadt vorbei und verbindet das Güterverkehrszentrum Wustermark mit Berlin. Gezählt habe man nach der Einführung der Maut noch nicht, verdoppelt habe sich die Anzahl der Laster aber sicherlich nicht. „Allerdings haben einige Gewerbetreibende in der Stadt berichtet, dass auf der Verbindung zwischen Brieselang und Berlin-Spandau, also der Nauener und Falkenhagener Straße sowie der Falkenseer Chaussee, jetzt mehr Lkw fahren, die zum Güterverkehrszentrum gehören“, erzählt Müller. „Umwege fährt wohl keiner wegen der Maut. Doch wo es genauso schnell und dazu noch kostenlos geht, bleibt einfach ein Risiko“, so der Bürgermeister.
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