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Interview zum "Riesenbaby": „Man kann das nicht erklären“
Der Chefarzt aus Königs Wusterhausen erklärt, warum über fünf Kilogramm schwere Neugeborene so selten sind - und worauf bei der Geburt geachtet werden muss.
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Herr Müller, Sie haben John auf die Welt geholfen, einem Jungen aus Königs Wusterhausen, der es bei der Geburt auf eine Größe von 58 Zentimetern und ein Gewicht von fast 5800 Gramm gebracht hat. Welche Ursachen gibt es dafür, wenn so große Babys zur Welt kommen?
Liegt eine Diabeteserkrankung während der Schwangerschaft vor, hat dies oft auch Einfluss auf die Größe des Babys, es kommt größer zur Welt. Ebenso kann die Konstitution der Frau eine Rolle spielen. Weist sie ein hohes Körpergewicht auf, ist meist auch ihr Kind bei der Geburt schwerer. Und mit zunehmender Anzahl an Kindern steigt auch deren Körpergewicht: Je mehr Geburten, desto größer die Babys. Die Mutter von Baby John hatte bereits bei der letzten Geburt ein Baby, das knapp 5000 Gramm wog. Baby John ist ihr sechstes Kind.
Rüdiger Müller, 54, ist Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Dahme-Spreewald in Königs Wusterhausen.
Warum sind große Babys wie John so selten?
Man kann das nicht erklären. Es gibt Statistiken über Geburtsgewichte, da ist alles über 4000 Gramm auffällig. Es gibt große und kleine Menschen. Warum der eine größer als der andere ist, weiß man nicht. Wenn solche großen Babys wie John zur Welt kommen, sind die Mütter meist zuckerkrank.
Wie oft geschieht es denn, dass ein Baby bei der Geburt eine solche Größe und Gewicht erreicht?
Prozentual kann ich keine Aussage machen. Wiegt ein Baby bei der Geburt mehr als 4500 Gramm, ist es ein Riesenbaby. Mein Eindruck ist, dass das Geburtsgewicht insgesamt größer geworden ist, das hängt möglicherweise mit der Ernährung zusammen.
Welche Risiken birgt es, ein so großes Baby auf natürlichem Wege zur Welt zu bringen?
Wenn der Kopf des Babys durch das Becken kommt, kann es schon mal passieren, dass die Schultern hängen bleiben. Das kann zum Beispiel zu einer Lähmung der Arme führen. Es bedarf bestimmter Geburtsmanöver, um möglichst keinen Schaden im Schulterbereich zu haben.
Wie haben Sie im Falle von Baby John entschieden?
Als Arzt kann ich nicht gegen die Entscheidung der Mutter handeln. Sie hatte sich gegen den Kaiserschnitt entschieden, insbesondere, da sie bereits ein Kind mit 5000 Gramm bekommen hat. Die notwendigen Geburtsmanöver wie auch Bewegungen haben wir mit der gesamten Geburtsmannschaft prophylaktisch gemacht.
Das Gespräch führte Sandra Rudel.
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