Brandenburg: Mangel an Fachkräften in Kinderheimen Weniger Personal bei steigender Belegungszahl
Potsdam - Der Fachkräftemangel in Brandenburg macht auch Erziehungshilfeeinrichtungen zu schaffen. Das ergab eine Umfrage.
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Potsdam - Der Fachkräftemangel in Brandenburg macht auch Erziehungshilfeeinrichtungen zu schaffen. Das ergab eine Umfrage. „Uns fehlt zunehmend Personal, das bereit und qualifiziert ist, in Wechselschichten, am Wochenende und mit Nachtbereitschaften zu arbeiten“, sagt Robert Kühr vom Landesverband privater Kinderheime (VPK). Betroffen seien insbesondere die stationären Einrichtungen der 42 im Verband organisierten privaten und gemeinnützigen Träger.
Auch von anderen Einrichtungen gibt es solche Klagen, darunter vom SOS Kinderdorf in Brandenburg/Havel. „Viele Arbeitsplatzinteressenten kommen aus dem nahen Berlin und wollen bei dortigen Angeboten auch wieder in die Bundeshauptstadt zurückkehren“, berichtet Einrichtungsleiter Matthias Fischer-Kallenberg.
Zudem gebe es zu wenige Frauen und Männer, die SOS-Kinderdorfmutter oder -vater werden wollten. Diese seien zentrale Bezugspersonen von kleinen Wohngemeinschaften mit bis zu sechs Kindern. Sie arbeiten laut Fischer-Kallenberg mit weiteren Fachkräften, aber auch mit der leiblichen Familie zusammen.
Während die Träger Probleme haben, ausreichend pädagogische Mitarbeiter zu finden, wächst die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Erziehungshilfeeinrichtungen seit Jahren. Wie das Potsdamer Bildungsministerium mitteilt, waren 2014 fast 5300 Plätze belegt. „Zehn Jahre zuvor waren es noch über 1000 Plätze weniger“, berichtet Ministeriumssprecherin Antje Grabley. Aktuellere Zahlen würden derzeit erhoben. Insgesamt hielten 389 Träger der Kinder- und Jugendhilfe in ihren 501 stationären Einrichtungen derzeit 7240 Plätze bereit.
Die Gründe dafür, dass Kinder in Jugendwohngruppen, familienähnlichen Gemeinschaften oder Tagesgruppen untergebracht werden, sind Grabley zufolge vielfältig. Kühr vom VPK-Verband sagt, dass eine Überforderung der Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder häufig ausschlaggebend sei. Aber auch bei einer Behinderung von Eltern oder Kindern beziehungsweise dem Tod von Angehörigen sei Hilfe bei der Erziehung nötig.
Kühr macht auf ein weiteres Problem bei der Jugendhilfe aufmerksam: Die Kosten würden vollständig von den Kommunen getragen, was deren Haushalte erheblich belaste. „Finanziell positive Auswirkungen über geringere Hilfekosten im weiteren Lebensverlauf sowie Einnahmen über Erwerbstätigkeit in die Sozialkassen kommen nur anteilig zurück“, erklärt er. Hier gebe es dringenden Reformbedarf.
Ein anderes Reformvorhaben sieht der Verbandssprecher jedoch kritisch: Der Plan des Bundesfamilienministeriums, den Rechtsanspruch auf Erziehungshilfe aufzulösen, würde aus Sicht des Verbandes die Lage verschlimmern. „Dann würden vermutlich weniger Kinder von den Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe profitieren können“, so Kühr.
Mit dem Weltkindertag wird am Dienstag auf die Rechte der Kinder hingewiesen. Bundesweit gibt es Aktionen, das zentrale Fest fand bereits am gestrigen Sonntag in Berlin statt. Auf dem Potsdamer Platz feierten Zehntausende Kinder und Erwachsene, das Deutsche Kinderhilfswerk und Unicef hatten sogar mit bis zu 100 000 Teilnehmern gerechnet. Zu den Gästen zählte auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Unter dem Motto „Kindern ein Zuhause bieten“ machten bundesweit Kinderrechtsorganisationen zum Weltkindertag auf die Situation von Kindern und ihre Rechten aufmerksam. Christian Bark
Christian Bark
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