Von Alexander Fröhlich: Marckhoff dreht den Spieß um
Neuruppins Ex-Sparkassenchef klagt Bezüge ein. Bank verlangt Schadensersatz
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Neuruppin – Neues Ungemach für die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin: Der wegen einer überteuerten Geburtstagsfeier abgesetzte Chef Josef Marckhoff dreht den Spieß um. Der 60-Jährige klagt vor dem Landgericht Neuruppin auf Zahlung seiner vollen Bezüge. Das bestätigte Gerichtssprecherin Iris le Claire am Donnerstag den PNN.
Im September 2008 war Marckhoff beurlaubt worden, weil sich der Verwaltungsrat über die Kosten für die opulente Party Ende Mai getäuscht und das Vertrauensverhältnis als zerrüttet ansah. Wie berichtet, will die Staatsanwaltschaft Potsdam nach PNN-Informationen allerdings keine Anklage erheben. Zwar habe das Fest in der Neuruppiner Sparkassen-Zentrale ein „Geschmäckle“ und könne als „exorbitant“ teuer bezeichnet werden, die Hürde für den Vorwurf der Untreue liege aber höher, hieß es.
Die luxuriöse Party hatte 55 000 Euro gekostet, genehmigt hatte der Personalausschuss aber nur 30 000 Euro. Eingeladen worden war lokale Prominenz vom Landtagsabgeordneten bis zum Geschäftspartner – offiziell zu Marckhoffs 60. Geburtstag.
Nach Bekanntwerden des Luxusfestes gab es Proteste von Kunden und Bürgern, die einen neuen Fall von Korruption im als „Klein Palermo“ verschrieenen Neuruppin heraufziehen sahen. Schließlich schoben das kreiseigene Kreditinstitut und Landrat Christian Gilde (SPD) das 160-jährige Bestehen der Bank als Feten-Anlass nach und deklarierten es als Geschäftsveranstaltung. Als solche sieht auch die Staatsanwaltschaft das Fest und beruft sich dabei auf ein höchstrichterliches Urteil in einem ähnlichen Fall.
Nach bisherigem Stand stehen Marckhoff trotz Abberufung Versorgungsbezüge zu – etwas weniger als die Hälfte seines früheren Bruttogehalts. Das Dienstverhältnis endet erst 2013, dann wird Marckhoff 65 Jahre alt. Nun klagt der aus Werne im Münsterland nach der Wende als Aufbauhelfer in den Norden Brandenburgs geholte Banker seine vollen Bezüge ein. Es geht um den Zeitraum von Oktober 2008 bis Januar, die Klageschrift datiert aus dem Februar. Konkret geht es bei der Klage gegen die Sparkasse, die am 10. Juni vor der zweiten Zivilgerichtskammer des Landgerichts verhandelt werden soll, um die Summe von 30 500 Euro. Dass die Staatsanwaltschaft keinen Untreueverdacht hegt, dürfte Marckhoff zupasskommen. Vertreten wird er von der Kanzlei Jansen und Kollegen aus Frankfurt am Main, drei Vertragsanwälten der Interessengemeinschaft für Sparkassenvorstandsmitglieder.
Die Bank selbst kündigte an, der Klage Schadenersatzansprüche gegen ihren Ex-Chef entgegenzustellen – vor allem auch wegen des entstandenen Imageschadens. Denn die Sparkasse Ostrpignitz-Ruppin rangiert schließlich unter den Top-Ten der öffentlich-rechtlichen Geldinstitute in Ostdeutschland. Sollte Marckhoff Erfolg haben, sei dies richtungsweisend, und die Bank müsste die vollen Bezüge bis 2013 zahlen, hieß es. Das wären dann ab der Beurlaubung im September bis zur Rente fast eine Million Euro in fünf Jahren für einen Banker ohne Bank.
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