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Brandenburg: Maßnahmenbündel gegen Drogenpäckchen?

Ein LKA-Bericht widerspricht Aussagen der Justizsenatorin

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Wie berichtet, werfen Drogenkuriere regelmäßig in der Nacht Drogen und Anabolika über die Mauern der Berliner Jungendhaftanstalt. Justizsenatorin Gisela von der Aue wies Vorwürfe zurück, man habe nichts gegen den Drogenhandel im Jugendknast unternommen. Tatsächlich habe man ein „Bündel von Maßnahmen“ ergriffen. Die Anstaltsmauer sei „außen wie innen videoüberwacht“ und man könne dadurch „Täter immer wieder identifizieren“. Dem widerspricht ein interner Bericht des Landeskriminalamtes vom August 2007. Darin wird ein befragter Sicherheitsinspekteur der Anstalt zitiert. Es gebe „nur wenige Außenkameras, die zudem manuell zur Aufzeichnung“ ausgelöst werden müssten und außerdem sei die Bildqualität „nur mäßig“. In dem Bericht steht weiter, dass „Beleuchtungseinrichtungen von den Insassen“ extra zerstört wurden, um den Drogenschmuggel zu erleichtern. Doch das ist offenbar gar nicht nötig: Nachts sollen nach Informationen dieser Zeitung diese schwenkbaren Kameras auch nicht funktionieren. „Sie bewegen sich nur am Tage“, sagten Anwohner. In der Nacht sollen außerdem nur zwei Beamte im Dienst sein, die den Maueraußenbereich überwachen sollen.

Wie berichtet, werden durch die Fenster der Zellen Wurfleinen über die nahe Anstaltsmauer geworfen und dann Gegenstände – Drogen, Telefone,Tabletten – in die Anstalt geholt. Diesen Schmuggel hatte das ARD-Magazin „Kontraste“ gefilmt. Im Oktober sollen die Zellen mit zusätzlichen Maschendrahtgittern gesichert werden, die sich nicht aufbiegen lassen, kündigte die Justizsenatorin an.

Pächter der Kleingartenanlage vor der Strafanstalt berichteten, dass auch in der Nacht zu Sonntag wieder Drogenkuriere in der Kolonie gewesen seien. Zusätzliche Streifen der Polizei habe es zunächst nicht gegeben, bestätigte die Behörde. Das Problem des Schmuggels gebe es seit etlichen Jahren, sagen die Kleingärtner. Dem widerspricht die Justizverwaltung. Das Einschmuggeln habe erst „im Frühjahr dieses Jahres zugenommen“. Ein Angestellter des Jugendgefängnisses bestätigte, dass das Schmuggel-Verfahren seit Jahren bekannt sei. Die Anstaltsleitung habe sich aber entschieden, dies zu tolerieren und wegzusehen. „Die Kultur des Wegschauens ist definitiv da.“ Denn versperre man den Weg über die Mauer, „würden die Dealer andere Wege finden“.

Andere Anstalten haben zudem außerhalb der Mauer einen Sicherheitsstreifen oder einen zweiten Zaun. In Berlin grenzen die Lauben direkt an die Anstalt. ha, sib

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