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Schwer aufgerüstet. 77 Schusswaffen und 15 000 Schuss Munition hatte ein Mann aus Berlin-Kreuzberg in seiner Wohnung gelagert. Die Polizei prüft, ob der Mann mit illegalen Waffen gehandelt hat.

© dpa

Brandenburg: Mehr als 166 000 Waffen in der Region

Zu den legalen dürften noch tausende illegale Schusswaffen kommen

Stand:

Potsdam/Berlin - In Berlin und Brandenburg könnten mehr Schusswaffen lagern als bisher bekannt. Offiziell werden nur die angemeldeten, legalen Pistolen und Gewehre gezählt. In Berlin sind derzeit rund 56 000 Waffen in den Händen von 11 300 Sportschützen, Sammlern und Jägern – also Privatpersonen. In Brandenburg sind insgesamt 110 000 Schusswaffen bei 29 000 Privathaltern registriert. Hinzu dürften aber mehrere tausend illegale Waffen kommen, die in kriminellen Kreisen kursieren und in der Region meist verschoben werden. „Berlin ist Drehscheibe für Waffenschieber aus Osteuropa“, sagte ein Kenner. „Die Waffen landen häufig in Rotlichtkreisen in ganz Westeuropa.“ Nicht selten finde man bei Razzien etwa unter Rockern scharfe Waffen.

Erst am Montag hatte die Polizei in Berlin ein privates Waffenlager eines Sammlers ausgehoben: 77 Schusswaffen und 15 000 Schuss Munition wurden in einer Kreuzberger Wohnung beschlagnahmt. Der 48-jährige Mieter besaß dem Vernehmen nach keinen Waffenschein. Woher er die Waffen hatte, darunter ein Maschinengewehr und Nebelgranaten, wird ermittelt. Im Zuge einer Waffenamnestie 2009 sind in Berlin nach Auskunft der Senatsinnenverwaltung 353 illegale Schusswaffen freiwillig abgegeben worden.

Seit langem warnen die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Bund Deutscher Kriminalbeamter vor Gesetzeslücken und fehlenden Kontrollen. Eigentlich müsste etwa ein Sportschütze, der seinen Verein verlässt, auch seine Waffe abgeben. „Doch wer eine Pistole gekauft hat, behält sie auch wenn er seinen Schützenverein verlässt“, sagte ein Berliner Anwalt. Das gelte auch für Waffenliebhaber, die ihren Umzug nicht den Behörden meldeten. „Es gibt Fälle, da hat nie wieder eine offizielle Stelle nach den Waffen gefragt“, erklärte der Jurist. „Die Leute haben munter neue Pistolen gekauft.“

Dabei gilt: Bei mehr als drei Waffen muss nachgewiesen werden, dass der Besitzer regelmäßig mit allen bei Wettkämpfen antritt. Zuständig für das Ausstellen sogenannter Waffenbesitzkarten ist in Berlin die Waffenbehörde des Landeskriminalamts (LKA). Wer eine legale Waffe möchte, muss einige Tests durchlaufen; die Behörde muss nach drei Jahren das Bestehen des Bedürfnisses, eine Waffe zu besitzen, prüfen. Nachdem 2009 ein 17-jähriger Amokläufer in Winnenden 15 Menschen erschossen hatte, wurde das Waffengesetz verschärft: Unter anderem muss eine sichere Aufbewahrung der Privatwaffen nachgewiesen werden.

Doch Beamte berichten von zu wenig Fachpersonal, um allen Hinweisen auf falsch gelagerte oder illegale Waffen nachzugehen. In der Waffenstelle des Berliner LKA arbeiteten mit 14 Beschäftigten zu wenig Kollegen, teilte die GdP mit, sie könnten nur zwei- bis dreimal monatlich Stichproben durchführen. „Beim derzeitigen Personalbestand würden rund 150 Jahre vergehen, bis alle Berliner Waffenbesitzer einmal überprüft worden sind“, sagt GdP-Landeschef Michael Purper. Noch sind private Schusswaffen nur Ländersache. Ein bundesweites Waffenregister, in dem Besitzer und Lieferanten zentral gespeichert werden, ist bis Ende 2012 geplant – für die GdP zu spät. Hahe

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