zum Hauptinhalt

Brandenburg: Mehr Ermittler gegen die Drogenkartelle LKA und Zoll verstärken Ermittlungsgruppe

Eberswalde - Mit sieben zusätzlichen Sonderermittlern reagieren Polizei und Zoll in Brandenburg auf die zunehmende Bedeutung Brandenburgs im internationalen Rauschgifthandel. Das Landeskriminalamt (LAK) Brandenburg und das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg haben gestern ihre Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) von derzeit neun auf 16 Beamte aufgestockt.

Stand:

Eberswalde - Mit sieben zusätzlichen Sonderermittlern reagieren Polizei und Zoll in Brandenburg auf die zunehmende Bedeutung Brandenburgs im internationalen Rauschgifthandel. Das Landeskriminalamt (LAK) Brandenburg und das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg haben gestern ihre Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) von derzeit neun auf 16 Beamte aufgestockt. Die GER ist für schwere, organisierte Rauschgiftdelikte zuständig. Zwar spiele der Rauschgifthandel in Brandenburgs Kriminalitätsstatistik nur eine untergeordnete Rolle, doch sei Brandenburg eines der wichtigsten Transitländer für international agierende Drogenkartelle, sagte LKA-Chef Dieter Büddefeld gestern in Eberswalde, wo er gemeinsam mit dem Chef des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg, Siegmund Glanz, eine neue Vereinbarung über die Arbeit der GER unterzeichnete. Die GER ist vor acht Jahren von LKA und Zoll gegründet worden, um gemeinsam schwere Fälle internationalen Drogenhandels, an denen entweder Brandenburger im In- und Ausland beteiligt sind bzw. Drogenstraftaten von Ausländern in Brandenburg aufzuklären.

Brandenburg habe als Transitland für Drogenkuriere eine besondere Bedeutung, so LKA-Ermittler Lutz Ebener, einer der beiden Leiter der GER. So würden seit dem Fall der Mauer Drogen aus dem arabischen und osteuropäischen Raum statt über die so genannte Balkan-Route vermehrt über Polen nach Deutschland und Westeuropa geschmuggelt. Auch in umgekehrter Richtung bekomme Brandenburg zunehmend Bedeutung: Es gäbe Erkenntnisse, dass polnische Amphetamin- und holländische Drogenbanden Tauschgeschäfte durchführten. So würden Drogen wie Kokain, Heroin oder Cannabis von Holland nach Polen geliefert und Amphetamine in umgekehrter Richtung. Polen, so Mike Gellenbeck, Leiter der Abteilung Zentrale Ermittlungen beim LKA, sei eines der wichtigsten Herstellerländer von Amphetaminen. Von Polen aus würden vornehmlich Skandinavien und Deutschland mit den Designerdrogen versorgt; pro Jahr werden in Polen etwa 30 illegale Großlabore ausgehoben. Über Holland, meist über den Amsterdamer Flughafen Schiphol, kommen nach Erkenntnissen der Drogenfahnder 80 Prozent der in Europa sichergestellten Drogen.

Die deutsch-polnische Grenze, so LKA-Chef Büddefeld, sei für die Drogenkartelle nur „ein Abschreibungsposten“ in der Preiskalkulation – mit einem bestimmten Anteil aufgeflogener Lieferungen werde gerechnet. Insgesamt, so Büddefeld und Zoll-Chef Glanz übereinstimmend, werde nur ein geringer Teil der meist aus Osteuropa und Afghanistan oder aus Afrika und Südamerika eingeschmuggelten Drogen entdeckt. Daher hätten die Ermittler auch „keine absolute Kenntnis über die Täterstrukturen in Brandenburg“, so Büddefeld.

Die GER führt seit Ende 2004 Ermittlungen gegen eine Bande von Deutschen, Nigerianern, Peruanern und Holländern, die seit Herbst 2002 mindestens 47 Kilogramm Kokain aus Südamerika über Spanien nach Deutschland und hier insbesondere in den Raum Potsdam geschmuggelt haben sollen, sagte Büddefeld. Noch in diesem Jahr solle die Verhandlung gegen die beiden in Untersuchungshaft sitzenden Hauptbeschuldigten vor dem Landgericht Potsdam beginnen.Peter Tiede

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })