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Brandenburg: Mehr Flexibilität bei Ärztemangel Lob aus Brandenburg für neue Zuslassungsregeln

Berlin/Potsdam – In keinem anderen Bundesland ist der Ärztemangel so akut wie in Brandenburg: Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung des Landes (KV) zufolge fehlen derzeit alleine 120 Hausärzte. Vor allem viele ländliche Gegenden sind unterversorgt, während sich an anderen Stellen mehr Ärzte niederlassen wollen als benötigt.

Von Matthias Matern

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Berlin/Potsdam – In keinem anderen Bundesland ist der Ärztemangel so akut wie in Brandenburg: Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung des Landes (KV) zufolge fehlen derzeit alleine 120 Hausärzte. Vor allem viele ländliche Gegenden sind unterversorgt, während sich an anderen Stellen mehr Ärzte niederlassen wollen als benötigt. Um auf den Bedarf besser reagieren zu können, sollen Länder künftig die sogenannten Planungsbereiche, für die nur eine bestimmte Zahl von Zulassungen erlaubt sind, flexibler gestalten dürfen. Eine enstprechende Neuregelung, die zum 1. Januar 2013 in Kraft treten soll, hat das höchste deutsche Gremium im Gesundheitswesen, der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Sowohl von Brandenburgs KV als auch von der rot-roten Landesregierung wurde der Beschluss begrüßt.

„Damit wird eine langjährige Forderung der Länder erfüllt, die eine zielgenauere Verteilung der Ärzte, vor allem auch der Hausärzte wollten“, kommentierte Brandenburgs Gesundheistministerin Anita Tack (Linke) die neue Richtlinie. Auch aus Sicht von Brandenburgs KV-Sprecher Ralf Herre war eine Überarbeitung der sogenannten Bedarfsplanungsrichtlinie überfällig: „Die alte Regelung, nach der die Einteilung der Planungsbereiche bundesweit einheitlich den Landkreisen entspricht, sei für ein Flächenland wie Brandenburg realitätsfern. „Kreise wie Oberhavel gelten damit rechnerisch insgesamt zwar als ausreichend versorgt. Doch je weiter man sich von der Berliner Stadtgrenze nach Norden wegbewegt, desto weniger Hausärzte findet man“, erläuterte Herre. Auch die Kriterien, nach denen sich die Zahl der Ärzte innerhalb eines Planungsbereichs bemisst, seien nicht ohne Weiteres übertragbar, weil in Brandenburg überdurchschnittlich viele ältere Menschen, chronisch Kranke und mehrfach kranke Menschen leben als anderswo, erläutertete Herre.

Die zum Teil schlechte medizinische Grundversorgung in einigen Regionen Brandenburgs könnte Experten zufolge gravierende Folgen haben. So sei die vergleichsweise hohe Sterberate bei Krebserkrankungen im Land möglicherweise dem Umstand geschuldet, dass wegen des Hausärztemangels Krebs oft zu spät erkannt werde, sagte jüngst der bundesweit anerkannte Krebsexperte des Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikums, Professor Georg Maschmeyer, den PNN.

Durch die neue Bedarfsplanungsrichtlinie allein sei der Ärztemangel jedoch nicht abgewendet, warnte KV-Sprecher Herre. Man könne schließlich trotzdem keinen Medinziner zwingen, sich in schlechter versorgten Regionen niederzulassen. Deshalb sei es wichtig, zusätzliche Anreize wie eine bessere Infrastruktur für junge Familien, Arbeitsplätze und kulturelle Angebote in den betroffenen Regionen zu schaffen, so Herre. „Außerdem bedeuten mehr Ärzte auch mehr Leistungen für Versicherte und damit gleichzeitig mehr Geld, das zur Finanzierung der ambulanten Medizin benötigt wird“, gab er zu bedenken. M. Matern

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