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Brandenburg: Mehr Ganztagsschulen

Rupprecht dringt auf zusätzliche Angebote / CDU und PDS unzufrieden / Reiche spricht von „Flop“

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Rupprecht dringt auf zusätzliche Angebote / CDU und PDS unzufrieden / Reiche spricht von „Flop“ Potsdam - Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) will verstärkt auf die Einrichtung von Ganztagsschulen dringen. Damit könnten ein Weg hin zu einer „neuen Schulkultur“ gegangen und das Schulsystem insgesamt verbessert werden, sagte Rupprecht gestern in Potsdam. Nach seinen Angaben haben Träger von Schulen aber erst knapp ein Drittel der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel für Ganztagsangebote abgerufen. Zum kommenden Schuljahr seien bislang nur knapp 42 Millionen Euro von insgesamt mehr als 130 Millionen Euro verplant. Rupprecht zeigte sich dennoch optimistisch, dass Brandenburg die Mittel bis 2007 abrufen wird. Es sei nicht immer einfach, Schulträger für die Ganztagsangebote zu gewinnen, räumte der Minister ein. Oft spiele der 10-Prozent-Anteil an den Investitionskosten eine Rolle, den die Schulträger – also Kommunen oder freie Träger – übernehmen müssten. Das Land habe bisher 273 volle Lehrerstellen für Ganztagsangebote bereitgestellt. Es gehe nicht um eine Ausweitung des Unterrichts auf den Nachmittag, sondern um zusätzliche Bildungsangebote, sagte Rupprecht. Dazu könnten Schulen maximal 5000 Euro im Jahr bekommen und für Honorare an externe Anbieter wie Sportvereine, Musikschulen und Bibliotheken verwenden. Auf keinen Fall dürften Angebote zur Beschäftigungstherapie verkommen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte davor, das sinnvolle Ganztagsangebot durch Kürzungen bei der Jugendarbeit abzuwerten. Der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs bezeichnete es als nicht nachvollziehbar, wenn die Regierung einerseits die Betreuung ausbaue und zugleich die Jugendarbeit drastisch kürze. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche kritisierte das Bundesprogramm als Schnellschuss mit hohen Zielen. „Doch das rot-grüne Lieblingsprojekt ist über eine bloße Ankündigung kaum hinausgekommen, wie das Beispiel Brandenburg zeigt.“ Die Schulträger in Brandenburg hätten im Gegensatz zu Rupprecht erkannt, dass Ganztagsschulen kein Allheilmittel gegen schlechte PISA-Ergebnisse seien. Wirksam wären Ganztagsschulen nach Reiches Auffassung nur, wenn sie wesentlich besser ausgestattet wären. Geld für Ganztagsschulen allein führe keineswegs zu einer besseren Schule, sagte die bildungspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion, Gerrit Große. „Die Regierung bekommt jetzt die Quittung für ein wieder einmal nicht zu Ende gedachtes Projekt.“ Das Ganztagsschul- Programm sei nie finanziell und personell solide untersetzt worden. „Mit skatspielenden Großvätern oder Hobby-Schachspielern ist es nicht getan.“ Nach Rupprechts Angaben wird es im Schuljahr 2005/06 landesweit 173 derartige Schulen geben. In diesem Jahr wurden 66 Ganztagsangebote bewilligt (Vorjahr: 53). Ziel sei, dass es bis zum Schuljahr 2007/08 für rund 25 Prozent aller Grundschüler und für 33 Prozent der Schüler der Sekundarstufe I Ganztagsangebote gibt. Im nächsten Schuljahr wird es für 10 300 Grundschüler und 19 700 Sekundarstufe-I- Schüler derartige Angebote geben.

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