Brandenburg: Mehr Geburten, weniger Adoptionen
Statistisches Jahrbuch 2010: Brandenburgs Frauen und Männer heiraten im Schnitt später als noch 1998
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Potsdam - In Brandenburg sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Kinder geboren worden als kurz nach der Wende. 2009 kamen 18 537 Säuglinge zur Welt, 1993 sind es nur 12 238 gewesen. Das geht aus dem am Freitag in Potsdam vorgestellten Statistischen Jahrbuch 2010 für das Land Brandenburg hervor. Auch die Zahl der Mehrlingsgeburten hat sich demnach erhöht. Im vergangenen Jahr waren es den Angaben zufolge 339, 1993 hingegen nur 141. Eine Begründung konnte Statistikamt-Vizepräsidentin Ruth Barthels nicht geben: Das Amt ermittle nur Zahlen, nicht aber die Hintergründe.
Die Zahl der Adoptionen ist dagegen laut Statistik rückläufig. Während 1993 noch 258 Adoptionen registriert wurden, waren es 2009 nur noch 102. Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche ist ebenfalls zurückgegangen. Den Angaben zufolge hat es 3988 Abbrüche gegeben, 78 weniger als 2008. „Einen Anteil von rund fünf Prozent hatten minderjährige Frauen unter 18 Jahren“, hieß es.
Der seit 2001 beobachtete Bevölkerungsrückgang hat im vergangenen Jahr angehalten. Ende Dezember 2009 lebten in Brandenburg nur etwas mehr als 2,5 Menschen, 2001 waren es noch knapp 2,6. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist 2009 auf 45,3 Jahre gestiegen. 1991 lag der Durchschnitt noch bei 37,6 Jahre. In Berlin lag das Durchschnittsalter im vergangenen Jahr bei 42,8 Jahren.
Dem Jahrbuch ebenfalls zu entnehmen ist, dass sich Frauen und Männer im Land Brandenburg mehr Zeit als früher bis zur Ehe lassen. Demnach waren im vergangenen Jahr Männer beim Ja-Worte im Schnitt 38,7 Jahre alt (1998: 35,5 Jahre), Frauen heirateten mit durchschnittlich 35,5 Jahren (1998: 32,6 Jahre).
Als erfreulich bezeichnete Barthels die Entwicklung bei der Beschäftigung, die trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen zugenommen habe. Die Zahl der Erwerbstätigen sei im Vergleich zu 2008 um 0,8 Prozent auf 1 056 900 gestiegen. Zurückzuführen sei dies vermutlich auf die wachsende Zahl von Zuzüglern aus Berlin in das brandenburgische Umland.
Einen Anstieg verzeichneten die Statistiker auch bei den sogenannten vorläufigen Schutzmaßnahmen. Wegen häuslicher Probleme wurden 1458 Kinder von den Jugendämtern kurzzeitig unter Schutz gestellt, sie sind beispielsweise für eine gewisse Zeit in Pflegefamilien untergekommen. 1435 wurden laut Statistiker in Obhut genommen. Das waren 148 junge Menschen beziehungsweise 11,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ein Grund für den Anstieg könnte sein, dass Behörden und Gesellschaft für Problemfälle zunehmend sensibilisiert sind.
Zugenommen haben im Land nach Angaben des Statistikamtes im vergangenen Jahr außerdem die Ausgaben für die Sozialhilfe. Gegenüber 2008 erhöhten sich die Kosten um 7,4 Prozent auf mehr als 458 Millionen Euro. Damit stiegen die Ausgaben in Brandenburg stärker als im Bundesdurchschnitt von 5,9 Prozent.
Statistisch gesehen wurden damit im vergangenen Jahr je Brandenburger Einwohner 183 Euro Sozialhilfe ausgezahlt, im Jahr davor waren es 169 Euro gewesen. Bundesweit lagen die Sozialhilfeausgaben 2009 bei 255 Euro je Einwohner.
In den vier kreisfreien Städten und 14 Landkreisen Brandenburgs schwanken die Pro-Kopf-Ausgaben für die Sozialhilfe den Angaben nach erheblich. Die Städte Frankfurt (Oder) mit 278 Euro, Brandenburg/Havel mit 270 Euro, Cottbus mit 213 Euro sowie in fast allen nicht an Berlin grenzenden Landkreisen lagen die Kosten über dem Landesdurchschnitt. In Potsdam sowie sieben an Berlin grenzenden Landkreisen lagen die Ausgaben hingegen unter dem Schnitt. Der niedrigste Wert wurde für den Landkreis Oberhavel mit 138 Euro je Einwohner ermittelt.
Der größte Teil der Sozialhilfeausgaben entfiel wie in den Vorjahren mit fast 298 Millionen Euro auf die Eingliederungshilfe für behinderte Menschen. Die Ausgaben für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhöhten sich um 7,6 Prozent auf 81,4 Millionen Euro. Die Zahl der Empfänger sank um 2,3 Prozent auf 19.370. mat/dpa/dapd
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