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Brandenburg: Mehr Geld für Kitas erst 2010

Rupprecht: Brandenburger Schlüssel „nicht akzeptabel“ – aber nur schrittweise Fortschritte möglich

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Potsdam - Trotz wachsender Kritik von Eltern und Erzieherinnen sieht Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) kaum Chancen für schnelle Qualitätsverbesserungen in den Kitas. „Wir haben eine Diskrepanz zwischen Quoten und Qualität“, räumte Rupprecht in einem Pressegespräch ein. Der Haushalt für das kommende Jahr sei aber beschlossen. „Und es ist nicht zu erwarten, dass unser Finanzminister noch irgendwo Reserven hat und uns anbietet. Insgesamt wird in 2009 nicht viel passieren können.“ Die Quoten in Brandenburg seien gut, betonte Rupprecht. Rund 43 Prozent der unter Dreijährigen und bis zu 97 Prozent der älteren Kinder gehen in eine Krippe oder Kita. „Zugleich gibt es derzeit viel Kritik, die sich oft am Betreuungsschlüssel festmacht. Das kann ich nachvollziehen.“ Brandenburg ist mit einem Betreuungsschlüssel für die bis zu Dreijährigen von 1:7 und für die bis zu sechs Jahre alten Kinder von 1:13 bundesweit Schlusslicht. Der Bundesdurchschnitt liegt in der Krippe rechnerisch bei 1:5,8 und im Kindergarten bei 1:10,5. Zwei Initiativen sammeln Unterschriften für mehr Erzieherinnen in den Kitas. Weit über 1000 Briefe stapeln sich in der Staatskanzlei.

Der Brandenburger Schlüssel sei „nicht akzeptabel“, sagte Rupprecht. Die Ziele der Bundes-SPD hält er aber zugleich in Brandenburg für unrealistisch. Die Bundes-SPD fordert ein Verhältnis von 1:4 für die Krippenkinder. „Das wäre sicher toll“, meinte der Minister. „Bei uns würde das aber rund 50 Millionen Euro pro Jahr kosten.“ Dazu kämen ein besserer Schlüssel auch für die älteren Kinder, eine Ausweitung der Extrastunden für Kita-Leiterinnen sowie Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieherinnen - schon wäre man bei zusätzlichen Ausgaben von 150 Millionen Euro. „Das wird nicht gehen. Fest steht aber auch: Es muss sich etwas ändern“, sagte Rupprecht. „Beides, Quote und Qualität, lässt sich nicht mit dem bisherigen Geld umsetzen.“ Er verwies auf die Verhandlungen über den nächsten Doppelhaushalt 2010/11. Mehr Geld für Kitas „wird eine meiner Prioritäten sein“. Ziel sei eine stufenweise Annäherung an den Bundesdurchschnitt.

Auch bei der Ausbildung der Erzieherinnen hält Rupprecht nur schrittweise Fortschritte für möglich. „Es ist illusorisch zu glauben, dass wir die Ausbildung auch nur mittelfristig komplett akademisieren können.“

Höhere Ausgaben könnten auch für die Sprachstandserhebung und das Training auf Rupprecht zukommen. Nach einem Jahr der Sprachtests sei die Bilanz bislang positiv. „Wir werden unser Ziel erreichen, bis zum Beginn des Schuljahres 2009/10 für jede der rund 1400 Kitas eine Erzieherin speziell für diese Aufgabe zu schulen.“ Bislang sind es 90 Prozent. „Das wird aber nicht reichen, weil mehr Sprachspezialistinnen gebraucht werden.“ Derzeit steht das erste Jahr Sprachstandserhebung auf dem Prüfstand. Ergebnisse sollen in den nächsten Wochen vorliegen. „Wir hatten anfangs geschätzt, dass etwa 15 Prozent der Kinder Sprachdefizite aufweisen.“ Der Trend bewege sich aber auf die 20 Prozent zu. „Wenn sich das bestätigt, reicht die bisherige Summe nicht aus.“

Die Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche kritisierte Rupprecht. Mit der Absage an eine bessere Personalausstattung, besonders für die Kinderkrippen, gestehe der Minister das Scheitern der eigenen Politik ein, teilte Reiche am Sonntag mit. Die Abgeordnete sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Personalausstattung. Noch im Jahr 2009 müsse die Personalsituation durch ein Sofortprogramm des Landes auf einen Schlüssel von 1:6 in der Kinderkrippe verbessert werden, sagte sie. Dies habe der Dahme-Spreewald-Kreis bereits 2008 eingeführt. dpa

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