Brandenburg: Mehr harte Drogen und Rauschgiftfunde
Schönbohm fordert stärkere Präventionsbemühungen
Stand:
Potsdam - Ein Trend zu harten Drogen, deutlich mehr sichergestelltes Haschisch, Marihuana und Heroin sowie eine Rauschgiftkriminalität auf nach wie vor hohem Niveau – so lautet die Bilanz des Potsdamer Innenministeriums für 2006. Binnen eines Jahres seien erstmals mehr als 1000 Menschen ermittelt worden, die zum ersten Mal harte Drogen nahmen – ein Plus von 21,6 Prozent gegenüber 2005, teilte das Ministerium gestern in Potsdam mit. Sieben Drogentote waren zu beklagen, im Jahr 2005 waren es fünf. Zugleich wurden 6919 Fälle von Drogenkriminalität wie Handel, Schmuggel und Besitz registriert und damit 58 weniger als 2005. Einen drastischen Anstieg um 260 Prozent gab es bei der beschlagnahmten Rauschgiftmenge auf 337,6 Kilogramm.
Angesichts der gestiegenen Zahlen von Erstkonsumenten harter Drogen forderte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) stärkere Präventionsbemühungen. „Wenn wir nicht handeln, werden wir in den nächsten Jahren mit einer immer höheren Zahl von Drogenabhängigen und den massiven körperlichen und psychischen Folgen des Drogenkonsums konfrontiert.“ Es dürfe nicht beruhigen, dass Brandenburg bei Rauschgiftdelikten anteilsmäßig noch unter dem Bundesschnitt liege. Die Tendenz zu mehr harten Drogen hinterlässt laut Schönbohm Spuren in der allgemeinen Kriminalitätsstatistik. So sei die Zahl der von Rauschgift-Konsumenten verübten Straftaten wie Diebstahl und Raub um 47,5 Prozent auf 6207 (2005: 4209) gestiegen. Damit sei jede 21. Straftat in Brandenburg aus diesem Kreis begangen worden. „Wir dürfen über diese dramatische Entwicklung nicht zur Tagesordnung übergehen“, betonte Schönbohm. Er verwies aber darauf, dass die Polizei und der Landespräventionsrat „Sicherheitsoffensive Brandenburg“ in Zusammenarbeit mit den Schulen und Jugendeinrichtungen schon jetzt einen erheblichen Beitrag zur Drogenprävention leisten.
Im vergangenen Jahr stellten Landes- und Bundespolizei sowie Zoll 337,6 Kilogramm Rauschgift sicher (2005: 129,4). Darunter waren 161,3 Kilogramm Haschisch (42,9), 90,2 Kilogramm Marihuana (26,7), 55,1 Kilogramm Heroin (215 Gramm) und 12,8 Kilogramm Kokain (10,4). Außerdem wurden fast 30 000 Ecstasy-Tabletten (10 231) gefunden. Nach Einschätzung des Ministeriums wird Brandenburg von Drogenbanden nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch zunehmend als Transitland für Transporte sowie für die Aufzucht von Rauschgiftpflanzen genutzt. So entdeckte die Polizei im vergangenen Jahr in Letschin (Märkisch-Oderland) erstmals einen Anbauversuch für opiathaltigen Schlafmohn – 198 Pflanzen wurden beschlagnahmt. Auch der illegale Anbau von Cannabis nahm zu. Im vergangenen Jahr seien 5072 (1158) Pflanzen sichergestellt worden, die Beamten hoben neun „Indoor- Aufzuchtanlagen“ aus. Dabei handelte es sich in Fehrbellin (Ostprignitz-Ruppin) und in Potsdam um „hochprofessionelle, vollautomatisierte Anlagen“. Imke Hendrich
Imke Hendrich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: