Brandenburg: Mehr private Insolvenzen in Brandenburg Zahl der Unternehmens-Pleiten gesunken
Auch in Berlin immer mehr Familien insolvent
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Potsdam/Berlin - In Brandenburg sind im vergangenen Jahr fast ein Viertel weniger Unternehmen Pleite gegangen als 2005, zugleich war ein deutlicher Anstieg bei übrigen Insolvenzen zu verzeichnen. Die vier Amtsgerichte des Landes meldeten für 2006 exakt 6020 beantragte Insolvenzverfahren und damit rund 23 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Montag in Potsdam mitteilte. Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen aller Verfahren lagen mit 947 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau (1,1 Milliarden Euro).
940 der beantragten Verfahren betrafen Unternehmen, vor allem aus der Baubranche. Die Anzahl der insolventen Baubetriebe sank im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf 260. Auch im Grundstücks- und Wohnungswesen gingen die Verfahren auf 192 zurück (minus 13 Prozent). An dritter Stelle lag der Bereich Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern) mit 169 insolventen Betrieben (minus 32 Prozent). Mehr als die Hälfte aller insolventen Unternehmen existierten weniger als acht Jahre.
5080 der letztjährigen Insolvenzverfahren entfielen auf übrige Schuldner (Gesellschafter, Verbraucher, Nachlässe und ehemals Selbstständige), was ein Plus von fast zwei Fünftel im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. 3704 der Verfahren betrafen Verbraucher (plus 1277 Fälle). Ehemals Selbstständige waren in 1201 Fällen von der Insolvenz betroffen (plus 109 Fälle). Insgesamt wurden den Statistikern zufolge im vergangenen Jahr 90 Prozent der beantragten Insolvenzverfahren eröffnet (2005: 85 Prozent). Die Anzahl der mangels Masse abgewiesenen Verfahren sank um ein Viertel auf 496 Fälle.
In Berlin ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im vergangenen Jahr stark gestiegen. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg wurden 2006 mehr als 5100 Verfahren eröffnet, das bedeutet eine Zunahme um 65 Prozent. Die Steigerung liegt damit weit über dem Bundesdurchschnitt mit einem Anstieg von 35, 3 Prozent. Die meisten Privatinsolvenzen gab es in Spandau, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf; die wenigsten Verfahren wurden in Friedrichshain-Kreuzberg eingeleitet. Die Schulden der insolventen Haushalte lagen durchschnittlich bei 63 000 Euro; insgesamt lagen ihre Verbindlichkeiten bei 320 Millionen Euro.
Seit 2001 können auch Haushalte bei Gericht Insolvenz beantragen und sich über diesen Weg von den Schulden befreien. Nach einer Studie der Wirtschaftsauskunftei gelten in Berlin rund 240 000 Haushalte als überschuldet; sie können ihren Kreditverpflichtungen nicht nachkommen. Das entspricht einer Quote von 15,2 Prozent. Da das Insolvenzverfahren kompliziert und langwierig ist, kann nur ein Bruchteil von ihnen dieses in Anspruch nehmen. Bei der Privatinsolvenz muss ein Schuldner sechs Jahre lang den pfändbaren Teil seines Einkommens an einen Treuhänder abführen, der das Geld an die Schuldner verteilt. Schulden, die in diesem Zeitraum nicht zurückgezahlt werden können, werden anschließend erlassen. Wessen Einkommen unter der Pfändungsgrenze liegt, der muss nicht zahlen.
Hauptgrund für Überschuldung ist nach Angaben der Landesarbeitsgemeinschaft der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen nach wie vor die hohe Arbeitslosigkeit. Sigrid Kneist (mit dpa)
Sigrid Kneist (mit dpa)
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