Brandenburg: Mehr privates Kapital für Filmwirtschaft
Fördermodelle für Produktionen im Land gefordert
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Fördermodelle für Produktionen im Land gefordert Berlin / Potsdam - Für mehr privates Kapital und steuerliche Anreize bei der Förderung der Filmwirtschaft hat sich Carl L. Woebcken, der Vorstandsvorsitzende der Studio Babelsberg AG, bei der am Donnerstagabend zu Ende gegangenen Medienwoche Berlin-Brandenburg stark gemacht. „Derzeit sind wir kein ernst zu nehmender Partner, weil wir nicht interessant genug sind“, beschrieb er mit Hinblick auf die Förderung die derzeitige Situation. Laut einem Bericht des Wirtschaftswissenschaftlers Michael Paul ist Deutschland eines der weltweit wenigen Ländern, die nicht über steuerliche Anreize zur Filmförderung am Standort verfügen. „Einem gallischen Dorf gleich“, spitzte Paul zu. Denn andere Staaten haben mit Fördermitteln, die nur für Produktionen im eigenen Land reserviert sind, ihrer Filmwirtschaft zum Aufschwung verholfen. „Wir sind wahrscheinlich die besseren Europäer“, deutete die Geschäftsführerin des Medienboards Berlin-Brandenburg, Kirsten Niehuus, die Misere aus deutscher Sicht um. Medienfonds-Gelder flossen bisher ungehemmt in prestigeträchtige Hollywoodproduktionen oder in andere Länder, beispielsweise Tschechien oder Ungarn, wo Produktionskosten billiger sind. „Nichts würde mich mehr freuen, wenn wir einen German Spend – einen Fördertopf für Produktionen in Deutschland – erhalten würden“, so Niehuus. Ein Vorläufer dieses Modells ist in Planung: Der kürzlich von Kanzler Gerhard Schröder Grünes Licht erhaltene 90 Millionen Risikokapitalfonds für Filmproduktionen. Darin ist festgeschrieben, dass mindestens das Fünffache des erhaltenen Darlehens in Deutschland ausgegeben werden müsse. Noch muss ein neu gewählter Bundestag dem zustimmen. Der Fonds ist auf drei Jahre befristet. Woebcken bezeichnet diesen „Staatsfonds“ nur als „Übergangslösung“. Ziel weiterer Verhandlungen zwischen Filmwirtschaft und Politik müsse es sein, dass bei zukünftigen Modellen die Förderung im Mittelpunkt stehe und nicht die Steuerersparnis der Anleger, so Woebcken. „Film darf nicht ausschließlich als Kulturgut gesehen werden, er ist auch ein Wirtschaftsfaktor.“ Ein Konflikt, der auch in der Politik schwelt. Während sich Kulturpolitiker parteiübergreifend einig sind, dass die Stärkung der deutschen Filmwirtschaft nur mit mehr privatem Kapital erreicht werden kann, sind Finanzpolitiker – ebenfalls aller Parteien – eher skeptisch. „Umso wichtiger sind langanhaltende Kontakte zwischen Politik und Filmwirtschaft, um für die Probleme zu sensibilisieren“, so Niehuus. Gerade in der Region sei die Branche eine verhältnismäßig große und wichtige, müsse deshalb als Wachstumsbereich begriffen werden. Niehuus weiter: „Wir treffen aber sowohl bei Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck als auch Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) auf große Aufgeschlossenheit.“ KG
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