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Brandenburg: Miese Stimmung beim Handwerk

Handwerkskammer: Ich-AGs sind „Seifenblasen“ / Kaum Aufträge für örtliche Betriebe von Kommunen

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Handwerkskammer: Ich-AGs sind „Seifenblasen“ / Kaum Aufträge für örtliche Betriebe von Kommunen Potsdam - Die Stimmung im westbrandenburgischen Handwerk hat sich weiter verschlechtert. Nur noch jeder zehnte Handwerksbetrieb spricht von einer guten Geschäftslage, aber 59 Prozent bezeichnen sie als schlecht. Diese Zahlen nannte Kammerpräsident Klaus Windeck gestern aus der Frühjahrs-Konjunkturumfrage im Kammerbezirk Potsdam. Die 15 400 Mitgliedsunternehmen zeichneten ein vorwiegend trübes Bild. Es wurden 2500 Betriebe angeschrieben, die Rücklaufquote lag bei 22 Prozent. 61 Prozent berichten von Auftragseinbußen, zwei Drittel sogar von Umsatzrückgängen. Das wiederum habe zu Personalabbau geführt. Mehr als die Hälfte der Handwerksbetriebe, die an der Befragung teilgenommen haben, hat inzwischen weniger als fünf Mitarbeiter, nur neun Prozent haben mehr als 20 Beschäftigte. Gerade die kleinen Betriebe, so die Handwerkskammer, klagen über eine schlechte Geschäftslage, während die meisten „Gut“-Bewertungen von der Gruppe mit zehn und mehr Beschäftigten gekommen sei. Auch hier habe sich allerdings der Anteil der Negativbewertungen zum Herbst 2004 verdoppelt. Besonders gelitten hätten vor allem Gewerke wie Zahntechniker, Augenoptiker und Orthopädieschuhmacher unter der Gesundheitsreform. 87 Prozent der Betriebe aus der Gesundheitsbranche bezeichnen ihre Geschäftslage als schlecht. Dieses Befragungsergebnis zeige, dass sich Kleinbetriebe schwer am Markt behaupten können und unter der schwachen Binnennachfrage leiden, so Handwerkspräsident Windeck. Das Handwerk sei nun mal zu „lebenslänglich Deutschland“ verurteilt und arbeite meist in einem 30-km-Radius. Den Ich-AGs stellte Windeck das schlechteste Zeugnis aus. Die zahlreichen Neugründungen seit Inkrafttreten der neuen Handwerksordnung vor anderthalb Jahren bezeichnete er als Seifenblase. Es seien vor allem Ein-Mann-Unternehmen, bei denen es recht und schlecht um die Existenzsicherung ginge und die aus der Not heraus auch vor Preisdumping nicht zurückschreckten. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Wolfgang König, bemängelte zudem die schlechte Vorbereitung auf die Neugründung und nannte die Ich-AGler „beratungsresistent“. Die Kammer biete immer wieder kostenlose Schulungen an, die aber nicht genutzt würden. Für das Handwerk ginge die Arbeitsmarktreform eindeutig in die falsche Richtung. So stieg der Anteil der Ich-AGs am Betriebsbestand auf 8,4 Prozent, in der Stadt Potsdam sogar auf 11,4 Prozent auf 1 298 Eintragungen. Davon aber hätten nur 50 der Gründer eine Meisterqualifikation oder zumindest eine Gesellenausbildung. Windeck und König forderten von Land und Kommunen, Arbeit zu schaffen und die Förderrichtlinien den Bedürfnissen des Handwerks anzupassen. Ausschreibungen müssten besser handhabbar für das ortsansässige Handwerk gestaltet werden. Das sei trotz ständiger Gespräche mit Politik und Verwaltungen nicht besser geworden. Windeck erneuerte seine Kritik an den Kommunen, u.a. auch an Potsdam, sie würden zu wenig Arbeiten an örtliche Betriebe vergeben: „Inzwischen hat das Handwerk resigniert. Die meisten Kleinbetriebe beteiligen sich überhaupt nicht mehr an Ausschreibungen. Viel Aufwand und kein Erfolg.“ Der Ausblick auf den Sommer fällt etwas hoffnungsvoller aus. 16 Prozent der Betriebe, doppelt so viele wie 2004, erwarten eine gute Geschäftsentwicklung. Die Hälfte hofft, dass sie gleich bleibt. Einziger Lichtblick ist die Lehrstellenentwicklung Derzeit gibt es im Handwerk 6823 Lehrverträge und 97 freie Lehrstellen, die unter www.hwk-potsdam.de abgefragt werden können.

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