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Brandenburg: Millionenaufwand für Sachsenhausen

Zentrum für Besucher erst 2004 fertig/ Gedenkstätte auf dem Weg zum zeithistorischen Museum

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Zentrum für Besucher erst 2004 fertig/ Gedenkstätte auf dem Weg zum zeithistorischen Museum Von Günter Brüggemann Oranienburg. Die Eröffnung des neuen Besucherinformationszentrums (BIZ) in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg verzögert sich um knapp vier Monate. Und das, obwohl die ehemalige Waffenmeisterei wie vorgesehen bis Ende des Jahres saniert ist. Erst zum 59. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers am 18. April 2004 könne das BIZ in Betrieb genommen werden, sagt der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Sachsenhausener Einrichtung, Günter Morsch. Für die mit dem BIZ verbundene Neugestaltung des Gedenkstätten-Eingangs seien umfangreichere Sanierungsmaßnahmen nötig als ursprünglich geplant. Morsch erklärt, wegen möglicher Verunreinigungen durch die stillgelegte ehemalige NVA-Tankstelle, die in unmittelbarer Nähe des Gebäudes liegt, müsse der Boden komplett ausgetauscht werden. Zudem seien bei Bauarbeiten in der Umgebung „sehr erhebliche Bodenfunde“ aus der NS-Zeit aufgetaucht. Mit weiteren Entdeckungen müsse daher gerechnet werden. Morsch kündigt an, die baulichen Veränderungen zögen eine „ganz neue Philosophie“ der Gedenkstätte nach sich. Die Besucher erwarte ein „modernes zeithistorisches Museum“, das die Authentizität des Ortes und eine qualifizierte pädagogische Arbeit in den Mittelpunkt stelle. Die Erinnerungen an die nationalsozialistischen Verbrechen und an das sowjetische Speziallager blieben lebendig. Das BIZ soll 2,43 und der Eingangsbereich inklusive Leitsystem 1,24 Millionen Euro kosten. Für die jetzt notwendige, aufwändige Bodensanierung und den Abriss der Tankstelle ist ein Fördermittelantrag bei der Europäischen Union (EU) gestellt worden. Morsch geht davon aus, dass die Neugestaltung der Gedenkstätte mit insgesamt fünf Projekten trotz des aktuellen Verzugs wie geplant 2006 abgeschlossen werden kann. Um diese voran zu treiben, hatte die Bundesregierung rund 9,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Im BIZ, das die Besucher beim Eintritt wie beim Verlassen der Gedenkstätte passieren müssen, werden die Museumspädagogik sowie alle Servicefunktionen für Gruppen und Einzelbesucher konzentriert. Auf 650 Quadratmetern Nutzfläche erhalten die Besucher medienunterstützte Informationen über Angebote, die vorgesehenen 13 Dauerausstellungen auf dem früheren KZ-Gelände und Übersichts-Materialien. Das ist offenbar auch nötig. Denn nur eine Minderheit der im Durchschnitt knapp 300 000 Besucher pro Jahr informiert sich Morsch zufolge zuvor über die Gedenkstätte. Viele hätten deshalb die „falsche Erwartung“, in ein im Original erhaltenes ehemaliges Konzentrationslager zu kommen. Auch der Buchladen wird ins BIZ integriert. In fünf Räumen haben etwa Schülergruppen die Möglichkeit, an Tagesprojekten zu arbeiten, derzeit gibt es dafür nur einen Raum. Dann wird es auch mehr verschiedene Projekte geben. Im Oktober ersetzt ein provisorischer Eingang den 1961 künstlich geschaffenen Zugang zur Gedenkstätte. Pförtnerhaus und Info-Pavillon ziehen dann vorübergehend in Container um. Der veränderte Eingangsbereich mit dem BIZ hat auch Auswirkungen auf die Besucherführung. Das neue Wegeleitsystem soll aus 14 Stelen bestehen, die – zur besseren Orientierung 2,20 Meter hoch – die dezentralen Ausstellungsorte markieren, sowie aus 25 Tafeln mit Ortsbezeichnungen für die Audio-Führung. Glasfaser-Betontafeln zeichnen ab Frühjahr 2004 den historischen Verlauf der Lagermauer nach. Vom BIZ werden die Besucher dann über die ehemalige Lagerstraße auf den Platz vor dem „Turm A“ am ehemaligen Häftlingslager geleitet – das ist der selbe Weg, den einst die KZ-Häftlinge bei ihrer Ankunft ins Lager Sachsenhausen gehen mussten.

Günter Brüggemann

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