Von Thorsetn Metzner: Mini-Jobs verdrängen Vollzeit-Stellen
Neues Brandenburger „Betriebspanel 2009“: Keine Lohn-Angleichung an Westniveau in Sicht
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Potsdam - Gut jeder dritte Beschäftigte im Land Brandenburg hat keine Vollzeit-Stelle, sondern hält sich mit Mini- oder Teilzeit-Jobs über Wasser. Das geht aus dem von Sozialminister Günter Baaske (SPD) vorgestellten „Betriebspanel 2009“ hervor, einer inzwischen zum vierzehnten Mal vorgenommenen repräsentativen Befragung von fast Eintausend Unternehmen. Zwar stieg die Zahl der im Land Beschäftigten trotz Krise um 8000 auf nunmehr 881 000 an. „Aber das hat eine Schattenseite: Der Anstieg von Mini-Jobs und Teilzeitarbeit führt dazu, dass viele kaum von ihrem Lohn leben können.“
Allerdings ist laut Studie der Anteil sogenannter flexibler Beschäftigungsverhältnisse ist der Studie zufolge im öffentlichen Bereich mit 39 Prozent sogar noch deutlich höher als im privaten Sektor (29 Prozent) – was Baaske so überraschte, dass er plausible Erklärungen dafür schuldig blieb. „Fest steht, der öffentliche Dienst spielt nicht die positive Vorreiterrolle“, bestätigte Professor Jürgen Wahse von der SÖSTRA GmbH, das die Untersuchung durchgeführt hat. Es seien Stadtwerke, öffentliche Krankenhäuser, „auch die Ministerien“.
Und nach der Studie arbeiten die, die in Brandenburg einen Job haben, viel. Und das für wenig Geld. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 39,5 Stunden – in Westdeutschland bei 38,8 Stunden. Doch bei den Gehältern bleibt der Rückstand zum Westen stagnierend groß. Mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes, wo bereits die Ost–West-Angleichung erfolgt ist, ist seit Jahren keine Verringerung zu spüren. Der durchschnittliche Bruttolohn liegt in Brandenburg jetzt bei 1840 Euro – was 77 Prozent des Westniveaus entspricht. In dieser Größenordnung lag der Abstand bereits vor zehn Jahren.
Und doch befürchtet Baaske, dass das Gehaltsgefälle seine dramatischen Wirkungen erst jetzt richtig entfalten wird. Ohne Lohnsteigerungen sei die Abwanderung junger, flexibler Leute nicht zu stoppen, warnte der Sozialminister mit Blick auf den schon spürbaren und in den kommenden Jahren massiv drohenden Fachkräftemangel. Laut Studie konnten 2009 rund 6000 qualifizierte Jobs nicht besetzt werden, weil die Unternehmen keine Fachkräfte fanden. Besonders betroffen seien Kleinstbetriebe (weniger als vier Beschäftigte), bei den Branchen das verarbeitende Gewerbe, Erziehung und Unterricht sowie die Gesundheits- und Sozialbranche.
Baaske appellierte an die Unternehmen, den Beschäftigten mehr Geld zu zahlen. „Junge Leute gehen dorthin, wo sie für ihre Familien etwas aufbauen können“, sagte Baaske. Ein Haus bauen mit Mini- oder Teilzeitjobs – das funktioniere nicht. Er verwies darauf, dass jedes Jahr 12 000 Brandenburger im Alter von bis zu 30 Jahren das Land verlasse, was sich bei zurückgehenden Zahlen von Schulabgängern extrem bemerkbar mache.
Allerdings haben die Unternehmen noch andere Nöte – etwa die saftigen Energie- und Wasserpreise: Bei der Bewertung des Standortes gaben sie im Schnitt Brandenburg die Schulnote 3,2. „Da hat es Fünfen gehagelt“, sagte Baaske. Schlechter wurde nur die Nähe zu Forschungseinrichtungen (3,3) benotet. Auf Platz Eins rangiert die Nähe zu Kunden (Note 2,2), gefolgt von verfügbaren Gewerbeflächen (2,5) und der Zusammenarbeit mit Behörden (2,5).
Thorsetn Metzner
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