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Vorwürfe gegen Haasenburg-Heime: Ministerium will weggelaufene Jungen zu Vorwürfen befragen

UPDATE Laut einem Anwalt sind die drei Jungen vor Misshandlungen und Demütigungen in den Haasenburg-Heimen geflohen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen in acht Fällen, Hamburg will seine in den Haasenburg-Heime untergebrachten Jugendlichen zurückholen.

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Potsdam/Hamburg - Brandenburgs Bildungsministerium bemüht sich um die Aufklärung von Vorwürfen dreier Jugendlicher aus einem der umstrittenen Haasenburg-Heime. Die Jungen waren aus einer Einrichtung weggelaufen. "Wir wollen wissen, wer wem was vorwirft", sagte ein Ministeriumssprecher. Dazu sollte am Montag der 15-jährige Junge befragt werden, der seit Freitag wieder in der Einrichtung in Neuendorf in Unterspreewald (Kreis Dahme-Spreewald) ist. Er war gemeinsam mit zwei 16-Jährigen aus Hamburg und Berlin in der Nacht zum Mittwoch verschwunden.

Nach Angaben ihres Hamburger Anwaltes, Rudolf von Bracken, sind sie vor Gewalttaten und Demütigungen geflohen. Die beiden anderen Jungen sind in Hamburg untergekommen. Auch sie will das Ministerium befragen.

Gegen Erzieher und Heimbetreiber wird bereits wegen Misshandlungsvorwürfen ermittelt. Vergangenen Donnerstag waren die Kinder- und Jugendheime der Haasenburg GmbH in Jessern, Neuendorf in Unterspreewald (Kreis Dahme-Spreewald) und in Müncheberg (Kreis Märkisch-Oderland) durchsucht und Unterlagen sichergestellt worden.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt bislang in acht Fällen. Dazu zählen zwei frühere Todesfälle in den Jahren 2005 und 2008, die nochmals untersucht werden. Angesichts der öffentlichen Diskussion rechnet eine Behördensprecherin mit weiteren Anzeigen. Die Betreiber der Einrichtung weisen die Vorwürfe zurück.

Wie berichtet beziehen sich die Vorwürfe der weggelaufenen Jungen nach Angaben ihres Anwalts auf aktuelle Übergriffe wie Gewalttaten, Fixierungen am Boden und Demütigungen. Bis Freitag lagen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Cottbus aber keine Anzeigen der drei Jungen vor. Die Behörde ermittelt bislang in acht Fällen. Dazu zählen zwei frühere Todesfälle in den Jahren 2005 und 2008, die nochmals untersucht werden. Die Polizei prüft laut Staatsanwaltschaft zudem drei weitere Fälle. 

Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt bislang in acht Fällen. Dazu zählen zwei frühere Todesfälle in den Jahren 2005 und 2008, die nochmals untersucht werden. Angesichts der öffentlichen Diskussion rechnet eine Behördensprecherin mit weiteren Anzeigen. Die Betreiber der Einrichtung weisen die Vorwürfe zurück.

Hamburgs Grüne und Linke haben wegen der Vorgänge in den umstrittenen Kinder- und Jugendheimen der Haasenburg GmbH in Brandenburg eine Sondersitzung des Familienausschusses verlangt. Dieser soll sich am 25. Juli unter anderem mit der Zusammenarbeit der Stadt mit den Heimbetreibern befassen, wie Grüne und Linke am Montag mitteilten. Zudem soll sich das Gremium mit der Forderung der Oppositionsfraktionen auseinandersetzen, sofort sämtliche Hamburger Jugendliche aus den Heimen zurückzuholen.

Die Sozialbehörde unter Senator Detlef Scheele (SPD) hat bislang nur angekündigt, nicht noch mehr Jugendliche nach Brandenburg zu schicken. Derzeit befindet sich laut Behörde knapp ein Dutzend Jugendliche aus der Hansestadt in der Obhut der Haasenburg GmbH.

Der Familienausschuss in Hamburg soll sich auch mit der Rolle von Prof. Christian Bernzen befassen. Der Rechtsanwalt der Einrichtung war laut "Spiegel" bis Dezember 2012 auch Vorsitzender einer Kontrollkommission des Heimes gewesen, die Beschwerden von Bewohnern prüft. In dieser Funktion sei er mit dem Fall eines Jugendlichen befasst gewesen, bei dem es um einen Übergriff des Personals gegangen sei. Die Beschwerde des Jungen sei als unbegründet zurückgewiesen worden. Bernzen hat bereits eingeräumt, dass er den Vorsitz der Kommission nicht hätte übernehmen sollen. Einen Verstoß gegen berufsethische Standards sieht er jedoch nicht.

Die Hamburger Innenexpertin der Linken, Christiane Schneider, warf Senator Scheele erneut Untätigkeit vor: "Dass der Senator bis jetzt zu den Vorgängen schweigt, ist völlig inakzeptabel." Nach Ansicht der Grünen muss die Zusammenarbeit mit der Haasenburg GmbH beendet werden. "Die Minderjährigen, die sich noch dort aufhalten, müssen sofort zurückgeholt werden", sagte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin Christiane Blömeke.

Kritik kam auch aus der FDP, die mit Grünen und Linken ein Aktenvorlageersuchen prüft. "Derzeit ist die Informationslage für das Parlament insgesamt aber eher dürftig. Der Senat sollte den Familienausschuss daher zügig über die aktuelle Lage und weitere Schritte informieren", erklärte der FDP-Jugendexperte Finn-Ole Ritter. (dpa/PNN)

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