Brandenburg: Mit Kopfnoten schneller zum Abi
Seit 1990 zum 16. Mal geändert – am Freitag hat der Landtag das neue Schulgesetz verabschiedet
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Potsdam - Das neue brandenburgische Schulgesetz hat am Freitag den Landtag passiert. Zu seinen Kernelementen gehören die Verkürzung der allgemeinen Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre, die Einführung von Noten für das Arbeits- und Sozialverhalten von Schülern sowie eine stärkere Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Schulen. Das seit 1990 zum 16. Mal geänderte Gesetz schmälere die Chancengleichheit unter den Kindern und setze die Durchlässigkeit des Schulsystems aufs Spiel, kritisierte die Abgeordnete der Linkspartei.PDS, Gerrit Große.
Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) verteidigte die Änderungen dagegen als Beitrag zur Zukunftssicherung des Landes. „Bildung hat in Brandenburg Priorität“, stellte Rupprecht fest. Sein Ressort verfügt mit fast 1,3 Milliarden Euro über den größten Einzelhaushalt in dem ebenfalls am Freitag verabschiedeten Landesetat 2007. Als ein Beispiel zur Sicherung von Chancengleichheit nannte der SPD-Politiker die Einführung von Sprachuntersuchungen und Sprachförderung beim Übergang von der Kita zur Grundschule. Die Verkürzung der Schulzeit dürfe nicht auf Kosten der Qualität gehen. Außer an den Gymnasien werde sie auch an bis zu zehn Gesamtschulen des Landes möglich sein. Dort würden die Anforderungen an die Schüler unweigerlich steigen. Neben dem zwölfjährigen Abitur wird es weiterhin möglich bleiben, an den Beruflichen Gymnasien und an Gesamtschulen, die das wollen, in 13 Jahren die Hochschulreife zu erwerben. Entschieden wies Rupprecht den Vorwurf der PDS-Opposition zurück, der frühzeitige Wechsel exzellenter Schülern nach der vierten Klasse auf das Gymnasium gefährde die sechsjährige Grundschule. Rein statistisch komme etwa ein Schüler pro Grundschulklasse für die vorgesehenen landesweit 35 Leistungs- und Begabungsklassen der Gymnasien in Frage. Genauso wie die Förderung Begabter liege ihm die Unterstützung von Schülern mit Lernschwierigkeiten am Herzen.
Die Regierung schlage alle Warnungen in den Wind, die das gegliederte Schulsystem als veraltet, ungerecht und nicht mehr praktikabel einstuften, meinte die PDS-Politikerin Große. Das Gesetz sei ein Schritt ins Mittelalter und vollziehe einen Kurswechsel zu „vermeintlich begabten Schülern“. „Anstatt Schüler zu mündigen kritischen Bürgern zu erziehen, setzen Sie auf Kopfnoten und damit auf Anpassung.“ Indem Gesamtschulen künftig einen verkürzten gymnasialen Bildungsgang anbieten können, werde deren integrativer Charakter verletzt, bemerkte Große.
Dagegen sprach der CDU-Bildungsexperte Ingo Senftleben bei dem Gesetz von einem „guten Signal für die Bildung. Die zweijährige Diskussion darüber habe sich gelohnt. Die SPD-Bildungssprecherin Ingrid Siebke betonte, das Gesetz stärke die Chancengleichheit.
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