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Brandenburg: Mit Mutti ins Ministerium

Erstes Spielzimmer der Landesregierung steht Angestellten mit Kindern zur Verfügung

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Potsdam - Hannah sitzt fröhlich wippend auf einem bunten Gummiball. Während nebenan Politik gemacht wird, malt die Neunjährige in ihrem „Büro“ einfach nur schöne Bilder. „Kinderzimmer“ steht in großen, roten Buchstaben auf dem Türschild. Hannah ist ein „richtiges Ministeriumskind“, sagt ihre Mutter, die als Referentin im brandenburgischen Kulturministerium arbeitet. Schon als Kleinkind habe sie Hannah oft mit zur Arbeit gebracht. Da musste die Tochter allerdings noch mit einer winzigen, grauen Ecke hinter Mamas Schreibtisch vorlieb nehmen. Mittlerweile hat das Kulturministerium das erste Spielzimmer der Landesregierung eingerichtet.

Dort haben Eltern die Möglichkeit, ihr Kind notfalls mit zur Arbeit zu nehmen. Genutzt werden kann die Einrichtung beispielsweise bei Betreuungsengpässen, wenn die Kita zu früh schließt, der Hort nicht geöffnet hat, die Tagesmutter ausfällt oder das Kind krank ist. Die Eltern sind nach Angaben des Ministeriums mit dem kombinierten Büro- und Kinderzimmer viel flexibler. Sie könnten, statt im eigenen Büro, selbst in einem Raum mit Schreibtisch und Computer ihre Arbeiten erledigen, während ihre Kleinen im Zimmer nebenan spielen. Da das Spielzimmer durch eine Tür mit dem Büro verbunden ist, können die Eltern den Nachwuchs zudem immer im Auge behalten.

Die Mitarbeiter stehen laut Sprecherin sozusagen ohne Einschränkungen zur Verfügung. Davon profitiere dann schließlich auch das Ministerium. Laut Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) sollte mit dem Kinderzimmer ein positives Signal für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesetzt werden. Bis zu zwei Mal in der Woche werde das Betreuungszimmer mittlerweile genutzt, sagt die Sprecherin. Insgesamt gebe es mehr als 30 „Ministeriumskinder“ unter den rund 180 Mitarbeitern.

Die Idee zu einem Kinderzimmer sei bei den Mitarbeitern entstanden, sagt die Sprecherin. In anderen Bundesländern wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gebe es bereits ähnliche Einrichtungen. „Mit viel Eigeninitiative“ und Spielzeugspenden der Angestellten seien die beiden ehemaligen Büroräume umgeräumt und gestaltet worden. Anfang Juli seien die neuen Räumlichkeiten mit Spielen wie Eierlaufen, Bobbycar-Rennen und Schnitzeljagd schließlich eröffnet worden.

Die Wände des Kinderzimmers sind mit großen, bunten Motiven bemalt: Da fährt ein Piratenschiff auf hoher See vorbei, von einer Palme baumelt ein Äffchen und vom Himmel lacht die Sonne mit einer dunklen Sonnebrille. „Die Sonne mal ich jetzt auch immer so“, sagt Hannah und lacht. Hier sei es viel, viel schöner als hinter Muttis Schreibtisch. Sie könne auch in Ruhe mit ihren Puppen Geschichten nachspielen. Das mache sie nämlich am liebsten.

Romy Richter

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