Brandenburg: Mit Nachtsichtgerät gegen Erdbeer-Diebe
Landwirte klagen über Langfinger, aber bei der Polizei gehen kaum Anzeigen ein
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Potsdam - Blühende Sonnenblumenfelder, Bäume voller Äpfel und Kirschen und duftende Erdbeerfelder ziehen in Brandenburg so manchen Dieb an. Immer wieder kommt es vor, dass Obst, Gemüse und Blumen von den Feldern gestohlen werden, wie eine dpa-Umfrage ergab. Bei der Polizei gehen aber kaum Anzeigen ein. Damit seien die Bürger sehr zurückhaltend, vielleicht wegen des geringen Wertes, sagte Rudi Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Potsdam. Dennoch klagen Landwirte über Diebe.
Diese machen beispielsweise nicht vor Spreewaldgurken Halt. „Sie stehlen von unseren Feldern besonders die großen Schälgurken, insgesamt mehrere Tonnen pro Saison“, sagte Karl-Heinz Ricken, Geschäftsführer eines Gemüsehofes in Vetschau (Oberspreewald-Lausitz). „In diesem Jahr ist es wieder besonders schlimm“, meinte Ricken, der auf 140 Hektar Gurken anbaut. „Manche Diebe lassen sich nicht verscheuchen, einige von ihnen fahren sogar mit teuren Autos vor.“ Manchmal gelinge es, einzelne Langfinger festzuhalten und der Polizei zu übergeben. Aus Schutz wurden die 100 Hektar Erdbeerfelder des Unternehmens eingezäunt. „Wir haben uns außerdem ein Nachtsichtgerät angeschafft, um gegen die nächtliche Diebeszüge wirksamer vorgehen zu können“, berichtete Ricken. Er wies darauf hin, dass Mundraub seit einigen Jahren kein Kavaliersdelikt mehr ist, sondern bestraft wird. In der Prignitz gingen laut Polizeisprecher Sonntag zwei Anzeigen zum Diebstahl von 30 Kilogramm Tomaten aus dem Gewächshaus ein. Von der Polizei in Ostbrandenburg hieß es dagegen, Anzeigen zu solchen Delikten seien nicht bekannt.
Spaziergänger in Feld und Flur sind nach Angaben des Landesbauernverbandes auch nicht als „Feldräuber“ negativ aufgefallen. „Es kommt schon mal vor, dass bei einem gemütlichen Gang ein paar Sonnenblumen für die heimische Vase mitgenommen werden“, sagte Sprecher Ulrich Böhm. Mancher erfreue sich auch an einem vom Feld geholten Maiskolben. „Insgesamt ist dies für die Landwirtschaft kein Problem.“ Vielerorts haben Bauern dennoch ihre Felder eingezäunt, wachsen Obst und Gemüse hinter Glas oder haben Landwirte die Selbstpflücker im Blick. Manfred Kleinert, Chef im Obstgut Potsdam-Marquardt in Satzkorn, schwört auf richtige Organisation: „Die Selbstpflücker kommen auf dem selben Weg vom Feld wie sie hineingegangen sind“, beschreibt er die Situation im Obstgut. Dabei werde die Ware gewogen.
Erst kürzlich hat Familie Bernhard in ihrem Obsthof in Prenzlau (Uckermark) Pflaumendiebe mit zwei vollen Eimern auf frischer Tat ertappt. „Wir haben uns geeinigt, einen Eimer für sie und einen mussten sie mir geben“, sagte Obstanbauerin Silke Bernhard. Noch vor zwei, drei Jahren hätten sich die Leute auch „kostenlos“ auf den Erdbeerfeldern bedient. Dies habe nachgelassen, wie auch die Zahl der Selbstpflücker. „Die Leute sind bequemer geworden.“ Werde ein Dieb erwischt, gelinge meist eine Einigung in Güte. „Es geht uns nicht um Bezahlung, aber darum, dass wir vorher gefragt werden wollen.“ Steffi Prutean
Steffi Prutean
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