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Sprengungen für eine seismische Messung zur Erfassung des Bodenprofils.

© ddp

Brandenburg: Mit Sprengungen auf Erdölsuche

Deutsch-kanadisches Unternehmen führt in Brandenburg ein seismisches Erkundungsprogramm durch

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Lübben - Bei dieser Detonation bebt die Erde: Mathias Engler hat gerade auf einer Wiese in der Nähe von Goyatz (Landkreis Dahme-Spreewald) in zehn Metern Tiefe 1,5 Kilogramm Sprengstoff gezündet. Die Sprengungen könnten sich einmal als lukrativ erweisen: Sie gehören zu einem seismischen Erkundungsprogramm des deutsch-kanadischen Unternehmens Central European Petroleum GmbH (CEP), das in der Lausitz nach Erdöl sucht. Jacobus F. Bouwman, Mitglied der Geschäftsführung von CEP, koordiniert die Untersuchungen auf der 1800 Quadratkilometer großen Explorationsfläche zwischen Lübben und Jänschwalde im Südosten Brandenburgs. Der 64-Jährige ist ein erfahrener Geologe, der bereits Hunderte Ölfelder untersucht hat. „Bereits alte DDR-Untersuchungen haben ergeben, dass es hier Erdöl gibt“, sagt der Niederländer Bouwman.

Mit einer kleinen Kurbel hat Engler die Zündmaschine aufgeladen. Das Startsignal erhält er über Funk, dann betätigt er den roten Auslöseknopf. Auf der Erdoberfläche angebrachte Sensoren, sogenannte Geophone, berechnen durch die Erschütterungen bis zu einer Tiefe von 3000 Metern das Profil des Untergrunds. Die Daten werden direkt zu einem Messwagen gesendet.

Mithilfe der 2-D-seismologischen Technologie lässt sich nach den Worten Bouwman sein Tiefenmodell erstellen, aus dem genauere Erkenntnisse über mögliche Erdöllagerstätten abgeleitet werden können. Das Unternehmen untersucht 20 Messlinien auf einer Länge von jeweils acht bis zehn Kilometern. „In zwölf Monaten wissen wir mehr“, sagt Bouwman. So lange dauere die Analyse. „Wenn eine wirtschaftliche Produktion möglich ist, könnten wir Ende 2011 mit der Förderung beginnen.“ Zuvor seien noch einige Probebohrungen nötig.

Die Sprengungen im unwegsamen Gelände nehmen nur etwa fünf Prozent der Untersuchungen ein. Die restlichen Messungen werden mit vier je 22 Tonnen schweren Lkw vorgenommen. Ferngesteuert über GPS-Signale bewegen sich die Kolosse hintereinander über Straßen, Felder und Waldwege. Alle 75 Meter halten sie an. Dann senken sich die rechteckigen Rüttelvibratoren zeitgleich auf den Boden. Für viermal zwölf Sekunden zittert die Erde.

„Dadurch werden Impulse ins Erdreich gesendet“, erklärt der Geologe Bouwman, bevor die Fahrzeuge im Schritttempo zum nächsten Messpunkt rollen. Rund 70 Experten aus der ganzen Welt arbeiteten noch bis Ende November an der Erfassung des Bodenprofils. „Mensch und Natur werden nicht beeinträchtigt“, versichert er. Das gleiche gelte auch für eine mögliche Erdölförderung. Die Mengen seien so gering, dass kaum Schmutz und Lärm entstünden.

„Ein entscheidender Faktor ist der Ölpreis“, sagt Bouwman. Wegen seines Anstieges sei die Förderung im Gegensatz zu früher für ein kleines Unternehmen wie CEP mittlerweile profitabel. Der Firmenvorstand gehe davon aus, dass sich das eingesetzte Kapital „in einem Bereich der Verdoppelung bis hin zum 50-fachen Gewinn“ bewege.

Für größere Unternehmen - wie Shell oder Gas de France – seien die kleinen Felder in der Lausitz uninteressant.

Bouwman verweist auf frühere Abbaugebiete in Tauer und Märkisch-Buchholz, bei denen eine Million Barrel Öl und mehrere Millionen Kubikmeter Erdgas gefördert wurden. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es in den angrenzenden Gebieten ähnliche Vorkommen gibt.“ CEP sei deshalb zuversichtlich, dass sich der Abbau von Erdöl und Erdgas in der Lausitz lohne. Dennoch sei die Erkundung in Brandenburg ein „großes finanzielles Risiko“.

Allein die seismologischen Untersuchungen würden rund zwei Millionen Euro kosten, sagt der 64-Jährige, der früher Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Kanada war. Die Erkundungsbohrungen kosteten nochmals sechs Millionen Euro. Bis zum 10. Dezember sollen die Erdöl-Erkundungsarbeiten in der Lausitz endgültig abgeschlossen sein. Dann will Bouwman erst einmal viel Zeit mit seiner Familie in den Niederlanden verbringen, bevor er zur nächsten „Schatzsuche“ aufbricht.

Lars Hartfelder

Lars Hartfelder

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