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Brandenburg: Mit Tricks gegen den Frostboden

Dem langen Winter zum Trotz öffnet am 13. April die Landesgartenschau in Prenzlau ihre Pforten

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Prenzlau - Eigentlich sollte es schon Mitte März losgehen. 100 000 Stiefmütterchen, Tausendschönchen und Vergissmeinnicht sollten auf 4 000 Quadratmetern gepflanzt werden. Doch dann blieb der Winter länger als geplant. Und die Gärtner der Landesgartenschau in Prenzlau mussten sich etwas einfallen lassen. Schließlich soll die fünfte Schau dieser Art wie geplant am 13. April öffnen.

Die Gärtner haben genau berechnet, wo die Frühjahrsblüher ihren Farbenrausch entfalten sollen. Schließlich muss alles zusammenpassen. Im Herbst waren schon rund eine halbe Million Zwiebeln von Tulpen und Narzissen in die Erde gebracht worden. Dann kamen Frost und Schnee – und blieben bis in den April. Der Schnee ist aus Sicht von Geschäftsführer Christian Hernjokl das einzig Gute am langen Winter. Denn der Schnee schützt. „Zweistellige Minusgrade über längere Zeit und kein Schnee, das wäre eine echte Katastrophe gewesen. So hatten es die Zwiebeln wenigstens warm unter der Erde“, sagt Hernjokl. Auch die Stauden und Sträucher blieben durch den Schnee von starkem Frost verschont.

Dennoch hofften alle, dass die Kälte schnell vorbei sein würde. Aber es kam anders. Der kälteste, ausdauerndste und schneereichste Winterausklang seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren machte den Gärtnern einen Strich durch die Planung. Besondere Herausforderung: der im Vergleich zu anderen Gartenausstellungen etwa sieben Tage frühere Eröffnungstermin der Landesgartenschau Prenzlau.

Tägliches Ritual seit Wochen für Chefgärtner Andreas Kenzler: durch den Schnee stapfen, vorsorglich ausgelegte schwarze Planen anheben und mit einem Holzstab in den Boden stechen. Tag für Tag die Erkenntnis, dass der Frost noch immer zu tief im Boden steckt.

Pflanzen ist unmöglich. Die Zeit läuft davon. Dennoch ist eines für Christian Hernjokl ganz klar: „Die Eröffnung am 13. April findet statt. Es ist nicht so ungewöhnlich, dass hier und da noch etwas gepflanzt werden muss. Das war anderswo auch so. Und das Wetter ist eben, wie es ist.“ Andreas Kenzler, Gartenschau-erfahren seit Jahrzehnten, bleibt angesichts der ungewöhnlichen Situation gelassen. Trotz Eis und Schnee werden jetzt die Frühjahrspflanzen in die Erde gebracht. Von morgens bis abends, sieben Tage die Woche. Dass das überhaupt geht, liegt daran, dass die Gärtner die Natur austricksen. Seit Tagen wird organischer Dünger auf die Schneeflächen gestreut. Horn- und Knochenmehle sorgen dafür, dass sich die geschlossene Schneedecke in eine Kraterlandschaft verwandelt und schneller abtaut.

Die ausgestreuten Dünger sind dunkel und speichern gut das Sonnenlicht. Deshalb erwärmt sich der Boden nach und nach, und der Schnee verschwindet schneller. Zudem sind Tausende Quadratmeter Fläche mit dunklen Folien abgedeckt – so erwärmen auch die Spargelbauern den Boden. „Wir tun, was wir können“, sagt Andreas Kenzler. „Wir schaffen das!“

Fanny Hofmann

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