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Brandenburg: Mittelerde an der Autobahn

In Ahrensfelde verleiht ein Hotelier seinem Haus einen Fantasy-Stil

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Berlin - Die Kellnerin im knöchellangen Leinenrock schaut angefressen. Vielleicht hätte der Gast vom Nachbartisch doch nicht rufen sollen: „Hol sie mir noch einen Krug Wein, Weibsbild!“ Er ist ein Stammgast, und die Bedienung ist nicht beleidigt, wie sie später erklärt, sondern nur genervt, „Nach dem hundertsten Mal wird so ein Spruch auch nicht lustiger.“

Obwohl, wo, wenn nicht hierhin würde diese anachronistische Ansprache besser passen. Das Hotel in Blumberg (Barnim) bietet für derlei die beste Kulisse. Fantastische Schnitzereien überall an den Türen und Möbeln, die an längst vergangene Zeiten erinnern, die Decken und ein Teil der Wände sehen aus, als wenn sie aus einem Felsen gehauen wurden und das Personal ist angehalten in groben Jute- und Ledersachen auszuschenken. Schon die Fassade zur Straße hin imitiert Sandstein, verschnörkelte Eisengeländer und knorriges Weingehölz.

Herr über dieses Refugium der Fantasiewelt ist Frank Streich. Der Unternehmer betreibt seit der Wende das Flair-Hotel unweit des Berliner Rings. Vor fünf Jahren hatte der Herr-der-Ringe-Fan angefangen, das Konzept zu entwickeln: Fantasie und Märchen – der Gast solle nicht einfach nur Hotelgast sein sondern auch gleich etwas erleben. „Vor zweieinhalb Jahren haben wir uns dann entschieden, die Idee konsequent umzusetzen.“ Das, was einst den Gehirnen von J. R. R. Tolkin (Der Herr der Ringe) oder Alexander Wolkow (Der Zauberer der Smaragdenstadt) entsprungen ist, soll in den Herbergsbetrieb einfließen.

Einen Bühnenbildner und einen Dekorationsmaler hat Streich in seinem Freundeskreis. „Ich habe auch selbst das Glück, ein kreatives Händchen zu haben.“ Und so ging es im Aragon-Hotel Zimmer für Zimmer los. Einzelzimmer heißen Hobbit-Stübchen, Doppelzimmer Elfentraum. Die Aragon-Suite ist gerade Baustelle.

„Das sind die Entwürfe für das Treppenhaus", sagt Streich und rollt mehrere große Blätter aus. Die Stahlgeländer verschwinden darauf hinter wuchtigen Felsen, knorrige Bäume überall und keltische Sechskantstürze krönen die Türen. Freilich ist alles nicht aus Fels und Holz, sondern aus Pappmaché und Farbe. Bühnenbildner und Dekomaler machen“s möglich. Dennoch wirkt nichts von dem, was in dem Hotel gebaut wird, gestellt oder kitschig. An der Kundschaft hat sich Streich zufolge im Laufe der Jahre nichts geändert. Nur deren Stimmung vielleicht. „Wir haben immer noch viele Konferenzen und damit Geschäftsleute“, sagt Streich. Die Gäste seien lockerer geworden, findet der Hotelchef. Auch könne man nicht sagen, ob es jetzt mehr Gäste seien. „Wir waren schon immer gut gebucht.“ Wegen der Namensrechte macht sich Streich keine Sorgen. Der tapferer Recke aus Tolkins Trilogie hieß nämlich Aragorn, wie Streich betont. Das Hotel indes habe er nach der spanischen Region benannt.

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