zum Hauptinhalt

Studie: Mögliche neue Wege in der Altenpflege

Brandenburg braucht für seine alternde Bevölkerung mehr Pflegekräfte und dafür mehr Geld. Doch woher soll beides kommen? Wissenschaftler haben jetzt Vorschläge vorgelegt - und mahnen zur Eile.

Stand:

Potsdam - Mit einer dreiteiligen Strategie will Brandenburg einen drohenden „Pflegenotstand“ in den kommenden Jahren abwenden. Eine im Auftrag des Landes erstellte und am Montag vorgestellte Studie hat die drei Ansätze ausgemacht, die Sozialminister Günter Baaske (SPD) nun anpacken will: mehr
Unterstützung für Angehörige, mehr Einsatz und Verantwortung der Kommunen und eine Stärkung der Altenpflege als Berufsbild. „Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Baaske. Wenn alles weiter laufe wie bisher, drohten im Jahr 2030 enormer Personalmangel bei gleichzeitig schwindender Bevölkerung und Kosten von fast 300 Millionen Euro für die Pflege - rund 200 Millionen mehr als jetzt.

Jährlich etwa sieben bis acht Millionen Euro müssten aus jetziger Sicht zusätzlich allein für Prävention eingesetzt werden, um die Entwicklung abzumildern. Es gebe aber viele unsichere Faktoren, die eine Berechnung insgesamt schwierig machten, sagte Baaske.

Der Studie der Universität Halle-Wittenberg zufolge werden Ende des kommenden Jahrzehnts mehr als doppelt so viele Pflegekräfte wie derzeit gebraucht. Das Problem sei, dieses Personal zu bekommen und zu halten, sagte Baaske. Er befürworte daher einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag. Auch solle die Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern nicht mehr strikt getrennt werden, damit Wechsel zwischen den Berufsgruppen einfacher würden.

Oft seien es auch die Rahmenbedingungen, die Pflegekräften mit ihren komplizierten Dienstplänen das Leben schwer machten, sagte Ellen Fährmann vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste - fehlende Kita-Plätze etwa.

Der stärkere Einsatz der Kommunen steht unter dem Stichwort „Pflege im Quartier“. „Wir müssen an die Gemeinden, an die Ämter ran“, sagte Baaske - dafür müssten die dann aber auch die notwendigen Mittel bekommen. Einst seien die Kommunen durch die Pflegeversicherung finanziell entlastet worden, sagte der Leiter der  „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“, Professor Johann Behrens. Dadurch hätten sie sich aber insgesamt aus der Sache zurückgezogen. „Das muss rückgängig gemacht werden.“ Ein Ziel sei auch, Pflegebedürftigkeit von vornherein zu vermeiden, betonte Baaske. Die
Menschen müssten dabei unterstützt werden, aktiv und selbstbestimmt altern zu können.

Nico Esch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })