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Brandenburg: Mögliches „Leck“ bei der Polizei

Einsätze gegen Hooligans war nur kleinem Führungskreis bekannt gewesen

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Einsätze gegen Hooligans war nur kleinem Führungskreis bekannt gewesen Berlin - Ein Berliner Kriminalbeamter hat möglicherweise Polizeieinsätze gegen Hooligans an die Szene verraten. Der Fall des Mannes werde untersucht, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern. Der Polizist hatte in der Ermittlungsgruppe Hooligans des Landeskriminalamtes mitgearbeitet. Er sei weiter im Polizeidienst, gehöre aber nicht mehr dem Team an. Seine Kontakte zur Hooliganszene seien so, dass die Ermittlungsgruppe nach Überzeugung der Polizeiführung ihren Auftrag „ohne den Mann besser bewältigen kann“, sagte Glietsch. Das mögliche „Leck“ bei der Polizei ist nach Angaben des Präsidenten auch der Grund dafür, dass der Schlag gegen Hooligans in der Berliner Discothek „Jeton“ am Wochenende bis kurz davor selbst bei den Sicherheitsbehörden nur einem sehr kleinen Führungskreis bekannt gemacht wurde. Bernd Kossin, leitender Mitarbeiter des Berliner Spezialeinsatzkommandos (SEK), sagte, auch das SEK sei erst spät über die Pläne informiert worden. Bei der Razzia in der Discothek hatte die Polizei in der Nacht zu Sonntag 158 Fußball-Anhänger festgenommen. Mit der Aktion wollte die Polizei vor dem Spiel zwischen den Oberlisten 1. FC Union und BFC Dynamo führende Köpfe der gewaltbereiten Fußballszene ausschalten und so mögliche Ausschreitungen beim Derby verhindern, sagte Axel Bédé vom Dezernat Bandenkriminalität. Die Rädelsführer wollten auch planmäßiges Vorgehen gehen die Polizei absprechen. Sogar die Entwaffnung von Polizisten sei geplant gewesen. Die Hooligans wollten damit vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ein Zeichen setzen, wozu die deutsche Szene in der Lage sei. Betroffene hatten nach dem Einsatz Kritik an dem nach ihrer Aussage unverhältnismäßig harten Vorgehen der Polizei geäußert. Die Polizei habe „offensichtlich jegliches Gespür für die Verhältnismäßigkeit der Mittel vermissen lassen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Grünen, Volker Beck, gestern. Die Polizei dürfe nicht im rechtsfreien Raum agieren, meinte Beck. Der Polizeipräsident räumte ein, dass Angaben der Polizei, bei dem Einsatz habe es massiven Widerstand der Hooligans gegeben „eindeutig überzogen“ waren. „Tatsächlich war es so, dass aufgrund des schlagartigen Eindringens der SEK-Kräfte ein Widerstand in massiver Form nicht geleistet werden konnte“, sagte er. Er verteidigte erneut das Vorgehen der Einsatzkräfte als notwendig, angemessen und rechtmäßig. Nach Angaben des Polizeichefs wurden dabei 21 Menschen verletzt. SEK-Mann Kossin sagte, die Verletzungen von Discobesuchern seien unbeabsichtigt im Zuge des Einsatzes erfolgt, aber in der Lage unvermeidlich gewesen. Oliver Tölle vom Stab des Polizeipräsidenten betonte, die Prognose, dass durch die geplanten Ausschreitungen bei dem Fußballspiel am Sonntag für viele Menschen Gefahren für Leib und Leben gedroht hätten, zwangen die Polizei zum Handeln. Der Einsatzleiter Michael Knape, der auch durch sein Vorgehen gegen die rechte Szene bekannt ist, sagte, unter den Festgenommen seien 70 Personen gewesen, die eindeutig zur gewaltbereiten Szene zählten. dpa

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