Brandenburg: Mordanklage nach tödlichem Autorennen
Die jungen Männer hatten sich Ermittlungen zufolge mit ihren Sportwagen Anfang Februar ein illegales Rennen über die Tauentzienstraße geliefert. Bis Hamdi H.
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Die jungen Männer hatten sich Ermittlungen zufolge mit ihren Sportwagen Anfang Februar ein illegales Rennen über die Tauentzienstraße geliefert. Bis Hamdi H. in einen unbeteiligten Geländewagen preschte. Dessen 69-jähriger Fahrer starb. Die beiden mutmaßlichen Raser wurden einen Monat später wegen Verdachts auf Totschlag verhaftet. Nun die Überraschung: Die Staatsanwaltschaft strebt einen Mordprozess an. Die Anklage sei beim Landgericht eingegangen, bestätigte eine Gerichtssprecherin. Die Richter prüfen nun die Zulässigkeit.
Hamdi H. und Marvin N. hätten tödliche Folgen billigend in Kauf genommen, so die Anklage. Zwei Mordmerkmale werden nach Justizangaben genannt: Mord mit gemeingefährlichen Mitteln sowie niedrige Beweggründe. Die Männer hätten ihre Wagen rücksichtslos gesteuert, um ein illegales Rennen zu gewinnen. Inzwischen wurden den beiden mutmaßlichen Rasern bereits Haftbefehle wegen Verdacht auf Mord verkündet.
Es war kurz nach Mitternacht, als die Männer mit Leidenschaft für schnelle und protzige Autos Gas gaben. Mehrere rote Ampeln sollen sie mit ihren Wagen – ein Mercedes AMG und ein Audi A6 – überfahren haben. Bis ihnen der Jeep, für den die Ampel auf Grün stand, zufällig in die Quere kam. Der Rentner am Steuer hatte keine Chance. Wie zwei Pfeile seien die beiden weißen Wagen durch die Straße geschossen, gab später ein Zeuge zu Protokoll. Mit etwa Tempo 160 soll H. in den Geländewagen gerast sein. Dieser wurde 70 Meter weit geschleudert. Der Fahrer verstarb noch am Unfallort.
Der Fall beschleunigte die Debatte über härtere Strafen gegen Teilnehmer illegaler Autorennen. Bislang ist eine solche Teilnahme rechtlich als eine Ordnungswidrigkeit einzustufen, die mit 400 Euro Buße und einem Monat Fahrverbot geahndet wird. Einen Fall wie den nun zu prüfenden gab es in den letzten Jahren in Berlin noch nicht. Hamdi H. aus Moabit und Marvin N., Ex-Bundeswehrsoldat und Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, droht nun lebenslange Haft. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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