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Brandenburg: Motiv: Bereicherung und Zerstörungswut

Verbreiteter Vandalismus auf Friedhöfen

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Potsdam - Auf brandenburgischen Friedhöfen kommt es immer wieder zu massiven Übergriffen. Meist unbekannte Täter stehlen Blumen, Pflanzen oder Vasen und stoßen Grabsteine um. Vereinzelt werden auch rechtsextreme Angriffe gegen jüdische Gedenkstätten registriert. Als Motive gelten Bereicherung und Zerstörungswut; politische Beweggründe lassen sich nur schwer nachweisen. Die Tätersuche gestaltet sich oft schwierig und die Aufklärungsquote ist gering, ergab eine dpa-Umfrage.

„Auf den Grabstätten in Cottbus und im Spree-Neiße-Kreis werden meist Vasen und Grabsteine beschädigt sowie Blumen herausgerissen“, sagte Polizeisprecher Berndt Fleischer. Im vergangenen Jahr seien im Schutzbereich 16 derartige Delikte vorgekommen, in diesem Jahr erst einer. In sechs Fällen wurden laut Fleischer jüdische Gedenksteine beschmiert, darunter in Cottbus und Forst. „Bei der Straftat in Forst wurden die Täter im Alter zwischen 15 und 18 Jahren ermittelt, aber als Graffiti-Schmierer klassifiziert.“ Anfang Januar beschmierten Jugendliche auf spektakuläre Weise in Brandenburg/ Havel 13 Gebäude und Gedenkstätten mit Nazisymbolen und antisemitischen Parolen, darunter die Mauern des jüdischen Friedhofs.

Als Motive gaben sie laut Polizei an, „mal etwas Aufsehen erregendes machen zu wollen.“ Als Tatverdächtige wurden drei 15- und 16-Jährige ermittelt, darunter zwei Mädchen. Vor drei Wochen tauchten in der Havelstadt erneut rechtsradikale Parolen auf – dieses Mal auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof.

Auf dem städtischen Friedhof von Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) kam es um die Jahreswende verstärkt zu Beschädigungen von Pflanzungen und Grabsteinen – ohne Tatverdächtige überführen zu können, wie die Sprecherin des Schutzbereichs, Christine Karge, berichtete. Auf Cottbuser Friedhöfen ließen unbekannte Diebe neben Blumen und Pflanzen auch Grabvasen, Grablaternen, Kuscheltiere und Keramikfiguren mitgehen. „Vandalen“ hätten dort 2006 an Einrichtungen wie Toiletten Schäden in Höhe von etwa 2500 Euro angerichtet, sagte Diana Ziesche von der Stadtverwaltung.

Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes in Eberswalde sind meist Jugendliche die Täter. Zahlen dazu werden dort jedoch nicht gesondert erfasst. Nach Angaben eines Sprechers des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) war das Problem in Ostbrandenburg vor einigen Jahren größer. „Manchmal sind sie wie eine Horde über die Friedhöfe gezogen, haben Grabsteine umgeworfen und Blumen herausgerissen.“ Wegen der hohen Metallpreise interessieren sich Diebe inzwischen nicht mehr nur für Blumen oder Schalen: Vor kurzem verschwand in Kraatz (Uckermark) ein gusseisernes Grabmal, und in Perleberg (Prignitz) entwendeten Unbekannte eine kunsthistorisch wertvolle Bronzestatue im Wert von einigen zehntausend Euro.

Ruhiger geht es auf abgelegenen Ruhestätten zu, wie etwa in Schwedt (Uckermark) und Eberswalde (Barnim). „Auf unserem Neuen Friedhof gibt es keinen Vandalismus“, sagte die Schwedter Stadtsprecherin Corina Müller. Und in Eberswalde hieß es, auf dem städtischen Friedhof träten nur Wildschweine und Rehe als „Randalierer“ in Erscheinung.

Peter Jähnel

Peter Jähnel

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