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Brandenburg: Mutter getötet: Sohn gesteht unter Tränen 20-Jähriger gibt als Motiv familiäre Streitigkeiten an

Potsdam - Schluchzen erfüllt den Gerichtssaal. Verzweifelt von der Anklagebank, erschüttert im Zuschauerraum.

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Potsdam - Schluchzen erfüllt den Gerichtssaal. Verzweifelt von der Anklagebank, erschüttert im Zuschauerraum. Über sieben Monate nach der Tat gesteht der 20 Jahre alte Angeklagte, seine Mutter am 6. April in Rathenow (Havelland) getötet zu haben. Lange hat der Sohn geschwiegen, dem die Staatsanwaltschaft Potsdam Totschlag vorwirft. Auch jetzt ist es ihm nicht möglich, die Worte selbst über die Lippen zu bringen. Dem Zuschauersaal krampfhaft den Rücken zugewandt, kauert er neben seinem Verteidiger als dieser am Dienstag vor dem Landgericht Potsdam sein schriftliches Geständnis verliest.

Danach hat der 20-Jährige in einem Streit seine Mutter (45) zunächst geschlagen und dann mit einem Computerkabel erdrosselt. Anschließend flüchtete er. Erst Tage später wurde er gefasst. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft und versucht, die Tat zu begreifen. „Ich frage mich, was damals in mir vorging“, liest Anwalt Steffen Kalauch vor. „Ich sehe jeden Tag, wie ich neben meiner Mutti sitze und ihr nicht mehr helfen kann.“

Das Geständnis klingt wie eine Liebeserklärung an die Mutter und dokumentiert Fassungslosigkeit: „Sie war einfach die beste Mutter, die man sich vorstellen kann“, so der Angeklagte. „Ich wünsche mir jeden Tag aufs Neue, dass ich statt ihrer tot bin.“ Als Tatmotiv nannte der 20-Jährige familiäre Streitigkeiten. Der Angeklagte hatte immer wieder seine Lehrstellen geschmissen, teils wurde er gekündigt. Zudem hielten seine Eltern wenig davon, dass er sich im Internet Muskelaufbaupräparate bestellte.

Am Tattag soll seine Mutter sehr wütend auf ihn gewesen sein und ihn aufgefordert haben, die Koffer zu packen, hieß es in dem Geständnis. Da soll der Sohn die Kontrolle über sich verloren haben: „Mit mir ist es durchgegangen.“ Erst habe er mit der Faust zugeschlagen, dann mit einer Stange. An weitere Einzelheiten will er sich nicht erinnern. Sein Anwalt führt dies darauf zurück, dass sein Mandant nach eigenen Angaben Alkohol und Steroide zu sich genommen hatte. Es folgte eine tagelange Flucht, auf der er Freunden per SMS die Tat beichtete und im Internet einen Abschiedsbrief hinterließ. Erst einige Tage nach der Tat wird der 20-Jährige auf einem Rastplatz an der A2 bei Brandenburg/Havel festgenommen. Seitdem ist er in Untersuchungshaft. Da er psychisch labil und im Prozess immer wieder zusammengebrochen ist, befindet er sich in einem Justizkrankenhaus.

Sein Vater tritt im Prozess als Nebenkläger auf. Er hat seine Frau damals tot in der Wohnung gefunden. Seitdem will er nur noch eines wissen, so seine Anwältin Delphin Holzenfdorf: „Die Wahrheit. Was ist da passiert.“ Darum verfolge er nahezu jeden Verhandlungstag seit Anfang Oktober. Der Prozess soll am 3. Dezember fortgesetzt werden. Wann das Gericht sein Urteil spricht, ist derzeit nicht absehbar. Marion van der Kraats

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