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Eine "Mutti"-Postkarte der Stadt Neuruppin.

© INKOM Neuruppin GmbH

Abwanderung aus Brandenburg stoppen: "Mutti" will Weggezogene wieder in die Heimat holen

Wie lockt man Ex-Brandenburger wieder in die heimische Provinz? Vielleicht kann das "Mutti". Mit einer Postkartenaktion sollen Zweifler überzeugt werden.

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Neuruppin - Wer einmal weg ist, kommt oftmals nicht zurück. In Brandenburg ist das immer wieder die Erfahrung. Aber es gibt auch Ideen, die Abwanderung zu stoppen. In Westbrandenburg kommt nun "Mutti" ins Spiel, um verlorene Söhne und Töchter in die Heimat zu locken.

Fünf Städte aus den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin haben die Postkarten-Aktion "Mach Mutti glücklich. Komm zurück" kreiert. Sie versteht sich als Anstupser für schon Wankelmütige. Job, Wohnung, Freunde und Familie wären da. "Fehlst nur noch du", wird der Kandidat umschmeichelt. "Wir machen auf ein drängendes Problem aufmerksam", sagt Uta Nebert, amtierende Amtsdirektorin Meyenburg (Ostprignitz-Ruppin). Sie sei optimistisch, dass der eine oder andere wieder Lust auf die Heimat habe.

Wo ist es schöner: In Brandenburg oder in der neuen Heimat?

"Ex-Brandenburger sollen einfach mal nachdenken. Wo ist es nun schöner, in der neuen oder der alten Heimat?", sagt Peter Wagner, einer der Initiatoren von der Wirtschaftsfördergesellschaft Inkom GmbH der Stadt Neuruppin. Auf dem Postkarten-Foto reißt die resolute ältere Dame vor Freude schon mal die Hände hoch. Die Begeisterung, dass Kinder oder Enkel bald wieder in der Nähe wohnen, soll spürbar sein.

Nach Untersuchungen des Leibniz Instituts für Länderkunde wollen drei von vier abgewanderten Ostdeutschen wieder zurück, und 43 Prozent von denen haben wiederum schon konkrete Pläne. Nach groben Schätzungen leben etwa 1,5 Millionen Ostdeutsche, die nach der Wende abgewandert sind, im Westen. Ein Anreiz waren Jobs, bessere Verdienstmöglichkeiten oder auch die Liebe. Anfangs gab es sogar noch Wegzugsprämien von 5000 Mark bar auf die Hand für jeden, der sein Glück anderswo suchte.

"Die Zeiten sind lange vorbei", sagt Wagner. "Wir sind von der Attraktivität unserer Region überzeugt." Auf die zum Jahreswechsel an die Haushalte ausgegebenen und dann weiter gereichten Postkarten haben sich nach seinen Angaben bereits mehr als 25 Personen gemeldet.

Manche Rückkehrer wollen, dass ihre Kinder im ländlichen Raum aufwachsen

"Einen Teil kenne ich schon persönlich", erzählt der Werber. Die Gründe, warum es die Interessenten nach Hause ziehe, seien ganz unterschiedlich. "Manchmal geht es um das von der Oma ererbte Häuschen, das bewohnt werden soll. Dann werden die Famlie und Freunde vermisst", erzählt er. Oder die eigenen Kinder sollen im ländlichen Raum aufwachsen. Manch einer leide an der Anonymität der Großstadt und wolle den persönlichen Kontakt zum Nachbarn.

Nach Angaben des Leipziger Leibniz Instituts nehmen Rückkehrer mittlerweile auch finanzielle Einbußen oder einen schlechteren Job in Kauf. Um den Preis jedoch, wieder der Familie und den eigenen Wurzeln nahe zu sein. "Für jeden Fall müssen wir eine maßgeschneiderte Lösung finden", sagt Wagner. Er führt gerne das Beispiel der 60-jährigen Ingrid Wuschke aus Pritzwalk an. Der Sohn zog 2000 nach Hamburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Die Oma hätte gern die Enkel in der Nähe", sagt er. Ob es in ihrem Fall klappt, wird sich zeigen. (dpa)

Gudrun Janicke

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