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Brandenburg: Nach Freitod Bürgermeister unter Druck

Neuruppin – Noch am Donnerstag verurteilte ihn das Landgericht Neuruppin in einem Zivilverfahren posthum zur Schadenersatz-Zahlung von 600 000 Euro, nun wird er als großer Förderer der Stadt gefeiert. Nach dem Freitod des früheren und wegen schwerer Untreue verurteilten Neuruppiner Stadtwerke-Geschäftsführers, Dietmar Lenz, machen frühere Weggefährten gegen Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) mobil.

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Neuruppin – Noch am Donnerstag verurteilte ihn das Landgericht Neuruppin in einem Zivilverfahren posthum zur Schadenersatz-Zahlung von 600 000 Euro, nun wird er als großer Förderer der Stadt gefeiert. Nach dem Freitod des früheren und wegen schwerer Untreue verurteilten Neuruppiner Stadtwerke-Geschäftsführers, Dietmar Lenz, machen frühere Weggefährten gegen Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) mobil. Bei einer Gedenkveranstaltung am Freitagabend für den vor zwei Wochen Verstorbenen starteten sie ein Bürgerbegehren zur Abwahl. Pikant: Lenz und Golde waren nach eigener Aussage mal „Sandkastenfreunde“. Im Zuge der Affäre um die illegale Zahlung von 400 000 Euro aus dem Stadtwerke-Etat an den Sportverein MSV Neuruppin, deren Vize-Präsident Lenz war, hatte Golde den Geschäftsführer fallen gelassen und sich von ihm distanziert. Bei Lenz’ Verurteilung im März 2009 hatte das Gericht aber auch Zweifel an der Rolle des Bürgermeisters geäußert. Insgesamt eine halbe Million Euro zweigte der einst als „Held von Neuruppin“ gefeierte Lenz für die Fußballmannschaft ab – getarnt als Kauf des Stadions. Kenner sprechen von einem Patronagesystem, das nach 1990 in der früheren Garnisonsstadt entstand. Tatsächlich war die Stadt wegen zahlreicher Korruptionsfälle als „Korruppin“ oder „Klein Palermo“ betitelt worden.

Offiziell begründet wird das Abwahlbegehren mit Goldes Verhalten nach dem Freitod seines einstigen Freundes – der Bürgermeister war komplett abgetaucht. Nun wird ihm Führungsschwäche vorgeworfen. Ursprünglich hatte Golde für Freitagabend zum Neujahrsempfang geladen. Dann kam der Aufruf zur Gedenkveranstaltung – ein Affront. Der Empfang wurde abgesagt. Heikel am Abwahlbegehren sind zum Teil die Initiatoren. Darunter Reinhard Sommerfeld, der im Zusammenhang mit dem Bau eines Hotels laut Transparency International als erster Mandatsträger überhaupt in Deutschland 2007 wegen Abgeordnetenbestechlichkeit verurteilt wurde. Weiterer Wortführer ist Otto Theel, für die PDS einst Bürgermeister der Stadt. Im Mai 2008 legte er nach einem Bewährungsurteil wegen Vorteilsnahme sein Mandat als Landtagsabgeordneter nieder. Alexander Fröhlich

Alexander FröhlichD

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