Brandenburg: Nachfrage aus dem Inland rettet Bilanzen Auslandsbestellungen lassen nach
Berlin/Potsdam - Brandenburgs Wirtschaft hat wieder einen Rekord zu vermelden: Die Binnennachfrage, also die Bestellungen aus dem Inland, hat zugenommen – gleichzeitig nahm allerdings das Interesse aus dem Ausland ab. Die brandenburgische Industrie hat im Juli 10,7 Prozent mehr Aufträge verbucht als im Vorjahresmonat.
Stand:
Berlin/Potsdam - Brandenburgs Wirtschaft hat wieder einen Rekord zu vermelden: Die Binnennachfrage, also die Bestellungen aus dem Inland, hat zugenommen – gleichzeitig nahm allerdings das Interesse aus dem Ausland ab. Die brandenburgische Industrie hat im Juli 10,7 Prozent mehr Aufträge verbucht als im Vorjahresmonat. Dies sei ausschließlich auf mehr Bestellungen aus dem Inland (plus 16,7 Prozent) zurückzuführen, teilte das Amt für Statistik Berlin- Brandenburg am Freitag in Potsdam mit. Das Ausland orderte 2,8 Prozent weniger. Das Wirtschaftsministerium in Potsdam meldete, dass „sich die preisbereinigten Auftragseingänge der brandenburgischen Industriebetriebe im Juli 2008 um 10,7 Prozent gegenüber dem Juli im Vorjahr erhöht haben.“
Die Elektrotechnik-Branche brachte es alleine auf 43,7 Prozent mehr Aufträge. Treibende Kraft war auch die metallverarbeitende Industrie in der Mark, die auf rund ein Drittel mehr Aufträge kam als im Juli des Vorjahres.
Die Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin Brandenburg (UVB) bestätigte, „dass sich die Mark derzeit sehr gut entwickelt“, wie Sprecher Thorsten Elsholtz sagte. Ganz so rosig wie die Behörde mag der Arbeitgeber-Verband allerdings nicht in die Zukunft blicken. Seit Juni 2007, dem Abschluss der vergangenen Tarifrunde, seien in Berlin und Brandenburg zwar rund 4300 zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt worden. 2800 davon in Brandenburg – das sind fast neun Prozent. Doch es gebe auch untrügliche Zeichen dafür, dass die „hohe Wachstumsdynamik der letzten zwei guten Jahre“ jetzt nachlässt.
Die Tatsache, dass die Binnennachfrage, also alles was innerhalb der deutschen Grenzen verkauft wird, um 16,7 Prozent zulegte, sieht Elsholtz als ein Zeichen dafür, dass sich die Weltkonjunktur eintrübt. Der Fahrzeugbau nämlich, der wichtigste Zweig der metallverarbeitenden Industrie, hat dem Wirtschaftsministerium zufolge ein Fünftel weniger Bestellungen aus dem Ausland. „Wir leben in Deutschland vom Export“, sagte Elsholtz dazu. Weit über die Hälfte setze die Branche mit der Ausfuhr von Produkten um.
Der Verband wolle kein Konjunkturpessimist sein, sagte der Sprecher, der auf die bevorstehenden Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft hinwies. Der Stahlpreis sei in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent gestiegen, der Geschäftsklimaindex des Wirtschaftsinstituts IFO weise zum dritten Mal in Folge eine Minus auf, führte Elsholtz zwei weitere Punkte an. Die aktuellen Tarifforderung der Industrie Gewerkschaft (IG-Metall) von acht Prozent mehr könnten die Betriebe nicht tragen. Die IG-Metall sieht sich durch die neue Statistik in ihrer Forderung unterstützt.
„Die Klage ist der Gruß des Kaufmanns“, entgegnete Gewerkschaftssprecher Bernd Kruppe. „Es ist klar, dass die Arbeitgeber die Erwartungen dämpfen wollen.“ Aber: Im Osten gebe es doppelt so hohe Zuwächse wie im Westen. Von einer wirtschaftlichen Eintrübung könne keine Rede sein. Von den acht Prozent Lohnerhöhung werde die IG-Metall in Brandenburg nicht abrücken.Andreas Wilhelm
Andreas WilhelmD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: